Vorbereitung für den Hilfstransport im Oktober

Packen, packen, packen und irgendwann ist der Keller voll ! Am Donnerstag, dem 09.07.15 wurde es mal wieder Zeit, die angesammelten Pakete aus dem Keller auf Paletten zu packen. Durch die gute Mitarbeit der vielen fleißigen Helfer konnten die etwa 280 Kartons mit Hilfsgütern innerhalb von zwei Stunden aus dem Keller geholt, auf Palette gepackt und eingelagert werden. So waren am Ende der Aktion etwa 8 ½ Paletten voll mit Hilfsgütern mehr im Lager.

Der Vorrat an Hilfsgütern steigt stetig an, so dass der nächste Transporttermin bereits geplant werden kann. Anfang bis Mitte Oktober ist der voraussichtliche Termin. Der genaue Tag der Abfahrt wird noch festgelegt. Bei dem Hilfstransport sollen auch wieder Privatpakete für befreundete Familien mitgenommen werden. Die Sammeltermine für die Privatpakete werden rechtzeitig bekannt gegeben.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Spendern, die uns die Hilfsgüter zur Verfügung stellen und bei allen, die durch ihre Mitarbeit oder sonstige Unterstützung uns diese Arbeit erst möglich machen.

Hilfstransport im Zollager angekommen !

An diesem Wochenende wurde in Weißrussland das orthodoxe Osterfest gefeiert. Unsere Freunde aus Vasilievka haben uns ein paar Bilder von den gestrigen Feierlichkeiten geschickt.

Nach Beendigung der Osterfeierlichkeiten ging auch für unsere Partner vor Ort der Arbeitsalltag wieder los. Sie fuhren heute Vormittag mit den Fahrern zum Zoll in Gomel.

Hier wurden die Zollformalitäten erledigt und erfreulicherweise konnte der LKW bereits am Nachmittag entladen werden. Die Hilfsgüter stehen nun im Zolllager und werden in den nächsten Tagen durch unsere Partner gezählt und verwogen. Danach wird die Freigabe der Hilfsgüter beim Ministerium für humanitäre Hilfe in Minsk beantragt. Wir hoffen, dass wir in ca. acht Wochen alle Freigaben haben und vielleicht während unserer Junireise bei der Verteilung dabei sein können.

Der LKW befindet sich derzeit schon auf dem Rückweg nach Deutschland.

Allen Beteiligten danken wir nochmals ganz herzlich für die geleistete Arbeit ! Wir halten Euch weiter auf dem Laufenden wie es mit dem Transport weiter geht !

 

Vierter Hilfstransport nach Weißrussland

Nachdem am Mittwoch, dem 08. April noch ein kompletter 7,5 t LKW mit Hilfsgütern aus Veldhausen abgeholt wurde, konnte am Donnerstag durch ein dutzend Helfer der LKW der Spedition Luepsen & Sohn aus Filsum endlich geladen werden. Die Spedition Lüpsen ist seit Jahren unser verlässlicher Partner für den Transport von Hilfsgütern nach Weißrussland.

Nach etwa dreieinhalbstündiger Beladung wurden die Ladelisten erstellt und die Zollfomalitäten erledigt, so dass der LKW sich in der gleichen Nacht noch auf den Weg nach Gomel machen konnte. Nach einigen Unklarheiten bei der Grenzabfertigung erreichte er sein Ziel im fernen Belarus in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Die Zollabfertigung und die Entladung folgt am Montag, da an diesem Wochenende das orthodoxe Osterfest gefeiert wird.

Die zolltechnische Abwicklung und die Verteilung des Transportes vor Ort in Weißrussland übernimmt unsere weißrussische Partnerorganisation: „White Dove over Chernobyl“.

Da unsere Partnerorganisation mehr als 200 hilfsbedürftige Familien betreut, ist ein Teil der Hilfsgüter für diese Familien bestimmt. Weitere Adressaten sind verschiedene Sozialämter in der Region und einige langjährig unterstützte Institutionen wie das Behindertenheim Vasilievka in der Nähe von Gomel und verschiedene Schulen und Krankenhäuser.

Neben 8,5 t Textilien wurden etwa 600 kg Schuhe, einige Krankenbetten, Rollstühle, Rollatoren und viele andere Hilfsgüter auf den Weg geschickt. Eine besondere Hilfe sind auch die zwanzig voll ausgestatteten PC-Arbeitsplätze, die zukünftig in einer Gomeler Schule und im Behindertenheim die veraltete Technik in den Computerräumen ersetzen werden.

Der Vorstand des Vereins bedankt sich bei allen Spendern, Helfern und Unterstützern, die die Arbeit des Vereins und diese Hilfstransporte durch ihre Unterstützung erst möglich gemacht haben.

Der nächste Transport wird voraussichtlich im Herbst diesen Jahres gefahren, da jetzt noch einige Tonnen an Hilfsgütern auf Lager stehen. Wir freuen uns auf die nächste Beladung !

 

 

Tag 8

Abreisetag. Der Wecker klingelt früh, das Taxi kommt pünktlich. Der Fahrer ist jung, sehr nett und wir versuchen mit unseren doch geringen Russischkenntnissen die vierzig Minuten Fahrt das Gespräch am Laufen zu halten. Es funktioniert ganz gut.

Vorbei an dem Prachtbau der Minsker Nationalbibliothek geht es direkt zum Flughafen. Dieser ist nicht der Einzige; mitten in der Innenstadt gibt es noch den alten Minsker Flughafen. Die internationalen Flüge starten allerdings zum Großteil von dem neuen und modernen Flughafenterminal außerhalb der Stadt.

Es ist nicht viel Betrieb, wir trinken einen Kaffee zum Frühstück, checken ein und warten auf’s Boarding. Alles funktioniert einwandfrei, Wir fliegen mit einem der neuen Flugzeuge der Belavia, einer Embraer 175. Auf dem Rollfeld passieren wir eine Antonow Transportmaschine. Ein toller Anblick dieser Riesenvogel.

Ein guter Flug, eine saubere Landung und wir sind nach zweieinhalb Stunden und fast einer Woche Sonnenschein im Regen in Amsterdam angekommen. Es sind ungemütliche sieben Grad, gepaart mit dem Regen ist es ungemütliches Wetter.

Wir kaufen Fahrkarten, gehen auf den Bahnsteig und stellen fest, dass fast alle Züge die in unsere Richtung fahren ausfallen. Nach einigen Klärungen fahren wir mit erheblicher Verspätung über Utrecht Centrum nach Hengelo, wo wir abgeholt werden.

Eine gute Woche geht zu Ende. Alles, was wir uns vorgenommen haben ist erledigt. Wir sind zufrieden.

Wir hoffen, dass es Euch auch ein wenig Spaß gemacht hat, unserer Reise im Blog zu folgen. Wir freuen uns über Eure Kommentare!

Tag 7

Der Tag der Abreise aus Gomel steht uns bevor. Wir wollen gemütlich starten und uns ohne Stress auf den Weg nach Minsk machen. Treffen mit unseren Dolmetschern Jenny und Andrei ist für zehn Uhr angesetzt. Unsere beiden Dolmetscher warten schon auf uns, als wir zur Rezeption kommen. Wir klären die Rechnung im Hotel, haben aber nicht genügend Landeswährung in der Tasche und müssen deshalb noch Geld tauschen.

Wir fahren los zur nächsten Bank. Problemlos und diesmal ohne eine Nummer zu ziehen oder Schlange zu stehen werden wir zügig bedient. Manchmal klappt es dann doch.

Wir zahlen unsere Rechnung, packen unsere Koffer ins Auto und verabschieden uns vom Hotelpersonal. Wir machen uns auf den Weg durch die Stadt, vorbei an riesigen Häuserblöcken und uns bekannten Orten wie das Hotel Tourist.

Nach etwa einer Stunde und einigen Einkäufen sind wir auf der Schnellstraße in Richtung Schlobin unterwegs. Die Straßen sind gut ausgebaut, allerdings nur so lange bis wir durch Schlobin durch sind. Hier fängt die gefühlsmäßig wohl längste Baustelle der Welt an. 60 Kilometer sehen wir riesige Sandberge, fahren Umleitungen und sehen Baufahrzeuge in ungewohnter Vielzahl. Hier werden in einem weißrussisch-chinesischem Großprojekt die letzten Kilometer der Autobahn Minsk – Gomel fertig gestellt. Ende diesen Jahres soll die Autobahn fertig sein.

Kurz vor Bobrusk sehen wir die Folgen von Unachtsamkeit oder auch Faulheit, wie unser Dolmetscher Andrei vermutet. Die Leute brennen ihre Felder ab, um nicht mähen zu müssen. Hektarweise stehen die umliegenden Felder in Brand. Die Sicht ist verdunkelt, der Rauch brennt in den Augen. Dies zieht sich über mehrere Kilometer bis zum Stadtrand von Bobrusk. Feuerwehrfahrzeuge sind nur wenig zu sehen.

In der Stadt sehen wir das ein- oder andere ungewöhnliche Fahrzeug vor uns herfahren. Nach der Stadt sind wir froh, wieder auf einer sehr gut ausgebauten zweispurigen Straße mit zügiger Geschwindigkeit weiter fahren zu können. Die Zebrastreifen über die Autobahn wundern uns nicht mehr, die kennen wir schon aus der Vergangenheit.

Gegen 16 Uhr erreichen wir den Stadtrand von Minsk. Viel Verkehr ist normal für die fast zwei Millionen Einwohner zählende Stadt. Wir setzen uns mit unserem Vermieter in Verbindung und fahren zu unserem gemieteten Appartement. Wie immer ist die Parkplatzsuche in den Hinterhöfen der Stadt aufwendig. Der Vermieter erwartet uns schon, wir unterschreiben unseren Mietvertrag und bekommen noch einige Erklärungen zur Wohnung und den WLAN-Schlüssel des eigenen Funknetzes. Wir wundern uns, dass bei der Verkabelung vor der Tür dieses überhaupt funktionieren kann. Aber es tut.

Wir verabschieden uns schweren Herzens von unseren beiden Dolmetschern. Andrei fährt noch am gleichen Tag zurück nach Gomel, Jenny fährt zu ihrer Minsker Wohnung. Wir waren die ganze Woche ein tolles Team und freuen uns jetzt schon auf Juni, dann sehen wir uns wieder.

Abends treffen wir uns mit Anastasia von der Minsker Hilfsorganisation UniHelp, wir kennen uns seit dem letzten Jahr und haben in einem Fall erfolgreich zusammen gearbeitet. Wir sprechen über die mögliche zukünftige Zusammenarbeit.

Nach einem gemeinsamen Essen endet für uns der Abend und wir fahren mit dem Taxi zurück zur Wohnung. Das Taxi zum Flughafen ist bereits für kurz vor Acht bestellt. Morgen geht es wieder nach Hause.

Tag 6

Bürotag! Was heißt das für uns? Viel zu kleine Räume, unbequeme Hocker und lange Diskussionen und Gespräche. Zusammenfassung, Wiederholung und Querchecken ob alles richtig verstanden wurde. Das kennen wir schon sehr gut nach den vielen Jahren aber auch diese Arbeit muss sein. Die Buchführung will gemacht sein, die Projekte abgesprochen und die Informationen des nächsten Hilfstransportes müssen ausgetauscht werden. Für beide Seiten eine lange und anstrengende Arbeit.

Schön, dass wir viel Spaß und viele „Schutkas“ (Witze) während unserer gemeinsamen Zeit machen. Das lockert die trockene Materie doch ein wenig auf. Nach fast fünf Stunden intensiver Gespräche haben wir alle Punkte auf unserer Liste abgearbeitet.

Gerade rechtzeitig, um den Termin bei der Hilfsorganisation „Fond Gesundheit“ wahrzunehmen. Wir haben Einladungen aus Deutschland mit dabei für Kinder, die zur Erholung im Sommer in Gastfamilien im Emsland und in der Grafschaft Bentheim kommen werden. Diese müssen im Original vorliegen. Der Postweg verspricht nicht immer den gewünschten Erfolg.

Gegen drei Uhr treffen wir uns mit Galina und fahren zum Kinderkrankenhaus Nr. 3 am Rande der Stadt. Wir wollen uns ansehen, was im letzten Jahr für eine zweckgebundene Spende gekauft wurde. Also rein in den Kittel und auf die Frühgeborenenstation. Wir sind begeistert von der guten Ausstattung der Station. Der leitende Arzt Iwan und sein Stellvertreter Igor führen uns zusammen mit der leitenden Oberschwester Olga durch die Räume. Wir sehen die Brutkästen, in denen die kleinen Würmchen liegen. Einige sind mit 700 g zur Welt gekommen und arbeiten jetzt mit Hochdruck an Gewichtszunahme.

Die Decken für die Brutkästen und die speziellen Kissen sind sehr wichtig für die kleinen Babys. Wir sehen mit eigenen Augen, dass die Hilfe aus dem letzten Jahr sehr gut angekommen ist.

Es wird uns alles gezeigt, die Räume mit den Brutkästen, die Zimmer in denen die Mütter schlafen und auch die Besuchsräume. Wir sehen sogar einen Vater, der sein Frühgeborenes besucht und fragen gleich, ob wir ein Foto machen dürfen. „Natürlich“ lautet die spontane Antwort.

Wie in vielen anderen Krankenhäusern werden auch hier Betten benötigt. Ein Wunsch, der immer wieder an uns rangetragen wird.

Das Krankenhaus Nr.3 ist nicht das einzige Krankenhaus mit einer Frühgeborenenstation. Allein in diesem Krankenhaus werden aber mehr als 2500 Kinder pro Jahr zur Welt gebracht.

Es war eine schöne Besichtigung mit sehr angenehmen Menschen. Wieder merkt man deutlich das Herzblut, was die einzelnen Mitarbeiter in ihren Job einbringen.

Wir fahren zurück in die Stadt. Es ist inzwischen 17 Uhr. Einen kurzen Halt machen wir bei einem Kunstgeschäft. Hier hängen Bilder von Nastja Schabaltas, unserer befreundeten Künstlerin.

Wir scherzen im Auto mit Andrei, unserem Dolmetscher. Das grüne Geschäft auf dem Weg nach Choiniki (siehe Tag 4) hatte auf dem Schild mit den Öffnungszeiten stehen, dass jeden Mittwoch und jeden zweiten Dienstag Feiertag ist. Können wir das auch so bekommen?

Zur Tradition geworden ist ein gemeinsames Treffen mit unseren Partnern am letzten Abend. Wir treffen uns im „Alte Zeiten“ Restaurant um acht und besprechen noch einige Punkte. Andrei kommt an diesem Abend zusammen mit seiner Frau Tamara. Uns verbindet eine ganz besondere Geschichte. Beide waren von uns im Jahre 2011 als Dolmetscher bei der Bike2Belarus Tour eingesetzt, Andrei für Übersetzungen ins Deutsche und Tamara für die Englischübersetzungen. Wir waren damals zusammen mit irischen Studenten in Belarus. Die beiden haben sich dort kennen- und lieben gelernt, sind jetzt verheiratet und haben einen gemeinsamen Sohn von acht Monaten. Wir finden die Beiden sind ein tolles Paar!

Ein guter Tag geht zu Ende. Die Müdigkeit wird größer und größer und wir freuen uns schon langsam auf die Heimreise. Wir sind aber zufrieden, weil wir alle Fragen klären konnten, gute Termine hatten und auch eine gute Zeit gehabt haben.

Morgen fahren wir nach Minsk, übernachten dort eine Nacht und am Samstagmorgen fliegen wir wieder zurück in die Heimat.

 

Tag 5

Mittwochmorgen im Hotel in Choiniki. Die hochmoderne Duschkabine erinnert etwas an eine Zeitmaschine aus einem schlechten Science-Fiction-Film. Düsen von den Seiten, aus der Decke und ein elektronisches Display mit vielen Schaltern. Die losen Kabel auf der Kabine machen das Gefühl der Sicherheit nicht größer. Zeitmaschinen laufen auch mit kaltem Wasser, oder? Zumindest heute tun sie das.

Wir bezahlen unsere Zimmer und fahren zur Schule Nr.3. Hier wartet Maria und Sergej, der Direktor der Schule schon mit einem reich gedeckten Frühstückstisch auf uns. Wir besprechen in lockerer Runde die aktuelle Situation in der Schule, sprechen über mögliche Hilfen. Es sind Ferien, gerade ist eine Gruppe aus dem Kindergarten in der Schule zur Exkursion. Auch sind trotz Ferien mehr als dreißig Kinder zur Betreuung hier.

Der Zeitplan ist mal wieder eng, weil wir auch noch die Familie von Iwan besuchen wollen. Für Iwan hatten wir im letzten Jahr Medikamente, die es in Belarus nicht gab, besorgt. Sein Bruder Maxim wartet schon in der Schule auf uns. Er begleitet uns zu seinem Zuhause. Er spricht sogar Englisch! Sein Vater erklärt später, dass liege daran das er immer Online-Spiele mit den Amerikanern spielt. Wir schmunzeln!

Die ganze Familie ist zuhause. Der Tisch ist schon wieder reich gedeckt. Iwan lächelt uns an. Beim letzten Mal waren die Haare weg. Jetzt ist die Frisur wieder schick! Nach einigen Fragen und vielen positiven Antworten wissen wir, dass alles gut überstanden ist. Wir freuen uns mit ihm. Er wirkt sehr locker und hat große Pläne. Er wird derzeit noch zuhause unterrichtet. Er will Arzt werden. Das wollte er auch schon vor seiner Krankheit. Die Krankheit hat ihn in seinem Wunsch bestärkt. Wir verabschieden uns nach einiger Zeit und guten Gesprächen. Wir sind froh, dass Iwan so gut zufrieden ist und werden eingeladen wieder zu kommen. Das werden wir bestimmt!

Es ist fast Mittag. Wir starten die Rückreise nach Gomel, auf dem Weg wollen wir noch kurz das neue Sofa von Oleg begutachten. Dies wurde gestern noch geliefert. Wieder diese endlosen Straßen. Unterwegs auch ein paar Pferdewagen. Wie lang muss einem die Straße dann vorkommen?

Wir rufen bei Oleg an, er muss von der Arbeit nach Hause kommen wegen uns. Wir treffen ihn in seiner Wohnung. Er zeigt uns stolz sein neues „Bett“ und bestätigt, dass er sehr gut geschlafen hat. Er wollte heute Morgen gar nicht aufstehen und ist noch eine halbe Stunde liegen geblieben.

Wir fahren zügig weiter. Um ein Uhr sind wir im Heim in Vasilievka angemeldet. Das sind noch etwa sechzig Kilometer. Ein Uhr ist es auch schon!

Swetlana die Direktorin, Leonid und Ludmila, die guten Seelen des Heims begrüßen uns schon draußen. Als erstes zeigen sie uns den neuen Computerraum. Dieser wurde verlegt, damit die Rollstuhlfahrer ohne Probleme die Räume nutzen können. Seit August letzten Jahres können die Bewohner auch ins Internet.

Wir sehen die neue Küche. Hier können die Bewohner kochen. Unseren Herd vom letzten Hilfstransport finden wir hier auch wieder. Seit unserem letzten Besuch im August wurden viele Wände mit schönen Zeichnungen in bunten Farben verschönert. Das ganze Haus wirkt sehr positiv durch die Farben und Motive.

Wir treffen Alexandra und ihre Mutter. Im letzten Jahr haben wir eine Behandlung in Moskau für Alexandra unterstützt. Alexandra macht auf uns einen besseren Eindruck als beim letzten Mal. Die Behandlung hat ihr gut getan, das bestätigt auch ihre Mutter. Weitere Behandlungen sind notwendig, scheitern aber im Moment an der Finanzierung. Wir versprechen zu helfen und unsere Möglichkeiten zu prüfen.

Nach zweimal Frühstück mit warmen Essen wird es langsam wieder Zeit. Es geht an den Tisch. Die Direktorin Swetlana kennen wir noch nicht so gut. Wir haben sie im August das erste Mal besucht. Die Gelegenheit ist gut um sich näher kennen zu lernen. Viele Dinge werden besprochen. Einige Fragen und Hilfen können gleich erledigt werden. Hier merkt man immer wieder, wie gut die Institution durch die Verantwortlichen geführt wird und wie viel Herzblut die Menschen in ihre Arbeit einbringen.

Gegen 17 Uhr verabschieden wir uns bei schönstem Sommerwetter. Nicht ohne uns für Mitte Juni schon wieder anzumelden.

Gegen 20 Uhr geht es dann noch mal ohne Dolmetscher mit dem Taxi zum Fond „Menschen der Welt helfen Tschernobyl-Kindern“. Hier treffen wir die Direktorin Galina. Sie spricht gut deutsch und wir können einige Dinge durchsprechen und verabreden uns für Morgen, um gemeinsam zum Gomeler Kinderkrankenhaus Nr.5 zu fahren.

Ein langer Tag endet mit einem Spaziergang zurück zum Hotel. Morgen steht ein langer Bürotag auf dem Programm.

Tag 4

Voller Vorfreude starten wir in den vierten Tag ! Der Besuch beim Dominic-Haus steht auf dem Programm, der Wetterbericht verspricht uns 12 Grad und Sonnenschein. Um neun Uhr geht es los.

Retchiza, der Ort, in dem das Dominic-Haus steht, liegt etwa sechzig Kilometer von Gomel entfernt. Der Verkehr in der Stadt ist wie jeden Morgen und Abend schrecklich. Es dauert etwa zwanzig Minuten um aus der Stadt heraus zu kommen.

Etwas verspätet kommen wir an. Die Begrüßung ist toll und man fühlt sich direkt zuhause!

Liena, die Hausmutter ist da, alle Bewohner des Hauses auch. Vitaly Shabalin, der Leiter des zuständigen Sozialamtes, kommt kurze Zeit später dazu. Auch Oleg, der als erster Bewohner den Schritt in die Selbstständigkeit geschafft hat und eine eigene Wohnung bezogen hat, kommt mit seinem Scooter angefahren. Für ihn ist Maxim nachgerückt. Maxim kennen wir noch nicht. Wir stellen ihm viele neugierige Fragen.

Als Oleg damals einige Zeit im Dominic-Haus gelebt hat, hat er zu seiner Hausmutter Liena gesagt: „Ich werde immer im Dominic-Haus wohnen! Ich werde hier nie weg gehen!“. Nach der ersten Nacht im eigenen Heim vor einigen Wochen sagte er dann: „Ich werde nur noch als Gast zu Euch kommen!“. Die eigenen vier Wände zu haben ist für ihn ein tolles Gefühl. Ohne Bett, ohne Matratze hat er die ersten Nächte in seiner neuen Wohnung verbracht. Er hat auf dem Boden geschlafen. Aber er hat in SEINER Wohnung geschlafen!

Wir entscheiden uns kurzfristig die Wohnung zu besichtigen. Dabei können wir auch gleichzeitig unseren Opel mit Hebebühne ausprobieren, den wir im August letzten Jahres an das Sozialamt gespendet haben. In einem neuen Stadtteil ist in einem mehrstöckigem Haus ist seine Wohnung im Erdgeschoss. Als wir ankommen öffnet er seinen Briefkasten und wirkt etwas enttäuscht, weil er leider keine neuen Briefe hat. Ein Zimmer mit Küche, Bad und WC. Die Wohnung wirkt freundlich, die ersten Gardinen hängen. Ein Bett gibt es noch nicht, dafür eine große Luftmatratze.

Nach kurzer Absprache fahren wir zum Möbelladen und kaufen ihm ein Sofa mit Ausziehfunktion, dieses ist hier typisch um in Einzimmerwohnungen den Platz optimal auszunutzen. Tagsüber ein Sofa, in der Nacht ein Bett.

Oleg läuft jeden Morgen zur Bushaltestelle und fährt dann ca. 15 Minuten mit dem Bus zur Arbeit. Das ist für ihn kein Problem. Er arbeitet im Sozialamt in Retschiza und betreut junge Menschen mit Behinderung.

Nach unseren Einkäufen fahren wir wieder zum Dominic-Haus und trinken Kaffee und essen selbstgebackene Muffins. Nach vielen guten Gesprächen machen wir uns nachmittags auf den Weg nach Choiniki. Auf dem Weg halten wir an einem Friedhof, auf dem ein Deutscher seine letzte Ruhestätte hat. Die Mitarbeiter des Sozialamtes hatten bei Arbeiten am Kriegerdenkmal diese Grabstätte entdeckt.

Es geht weiter auf endlos erscheinenden Straßen in Richtung Choiniki. Vorbei an quietschgrünen Geschäften und ganz viel Wald. Nachmittags kommen wir beim Hotel an, beziehen unsere Zimmer und ruhen uns ein wenig aus. Die langen Fahrten über die nicht ganz guten Straßen machen müde.

Am Abend treffen wir uns mit unseren Freunden Maria und Genja. Der Geruch von Schaschliki steigt uns schon vor dem haus in die Nase. Als wir reinkommen steht der Tisch voll mit Essen. Einige Zeit später werden schon melancholische russische Lieder gesungen. Auch nach so vielen Jahren müssen wir uns den Text wieder in Lautschrift aufschreiben lassen. Genja begleitet uns dabei mit dem Akkordeon. Ein schöner Ausklang des Tages.

Tag 3

Aufgewacht, die Sonne lacht ! So könnte man diesen herrlichen Morgen beschreiben. Als ich die Augen aufmachte schien der Frühling tatsächlich angekommen zu sein. Blauer Himmel und Sonnenschein, es sah nach 15 Grad aus.

Am Vortag hatten wir abgesprochen, um neun Uhr vom Hotel abzufahren und um 9:15 Uhr im Büro von „White Dove over Chernobyl“ zu sein. Da wir keine weißrussischen Rubel mehr in der Tasche hatten, waren wir gezwungen zur Bank zu fahren um zu tauschen.

Angekommen in der Bank mussten wir beim Polizisten am Eingang den Rucksack öffnen, ein Blick hinein, ein nettes „Danke schön“ auf Deutsch. So fängt der Tag gut an! Was doch einzelne Worte in der eigenen Sprache an guter Atmosphäre schaffen!

Doch dann geht es los. Das wiederkehrende Prozedere … die Nummer ziehen wie bei uns im Arbeitsamt. Die 34 ist es geworden. Die 30 leuchtet auf der Anzeigetafel bei Schalter sieben. Die spannende Frage ist, wie lange dauert es dieses Mal? Andrei geht zur benachbarten Bank und untersucht die Lage dort. Vielleicht ist dort keine Schlange? Wider Erwarten wird sehr schnell die 33 aufgerufen, dann die 34. Ich gehe zum Schalter 7, schiebe mein Geld unter der dicken Glasscheibe her.

Die junge Dame zählt, sagt die Summe, ich bestätige. Nun fängt es an. Jeder Schein wird einzeln geprüft. Inzwischen ist auch Andrei wieder da. Er erzählt mir, dass es in letzter Zeit Mode ist am Bankschalter gefragt zu werden, ob man nicht ein Lotto-Los kaufen will. Komisch, wofür!

Plötzlich schiebt die Dame das Geld wieder unter der Scheibe zu mir und sagt irgendetwas auf Russisch, was ich nicht verstehe. Andrei kommt, und erklärt mir dass nicht genügend Rubel in der Kasse vorhanden sind. Sie muss diese erst holen. Nach etwa zwei Minuten kommt sie wieder, nimmt erneut meine Euros und gibt mir mit einem netten Lächeln einige Millionen belarussische Rubel unter der Scheibe durch. Der Kurs steht bei 1 zu 15550 ! Und dann …. Die Frage nach dem Lotto-Los! Wir lehnen dankend ab!

Mit etwa 15 min Verspätung kommen wir bei Viktoriya im Büro an. Wir klären einige Fragen und gehen den Ablauf des Tages noch mal durch. Um zehn Uhr kommt Yuri dazu. Yuri ist unser Projektleiter. Er hat die gesamte Kalkulation für das Gebäude gemacht und ist uns eine große Hilfe hier vor Ort.

Wir erklären ihm in Ruhe die Projektentwicklung der vergangenen sechs Monate. Alle Beteiligten sollen auf dem gleichen Wissensstand sein.

Anschließend fahren wir gemeinsam zum Haus nach Tereshkovichi. Die Frage steht im Raum ob und wie wir das Haus winterfest machen. Unser Plan geht davon aus, dass wir erst im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen werden.

Während wir am Haus stehen und diskutieren, kommt ein älterer Mann mit auffälligem, grauen Bart auf uns zu. Erst nach näherem Hinsehen habe ich ihn erkannt. Es ist Pjötr Vasiliwitsch, ich kenne ihn seit etwa vier Jahren. Kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag habe ich ihn kennengelernt. Er ist sozusagen ein Nachbar von uns und bei mir bekannt für seine philosophische Ader.

Bei unserer ersten Begegnung hat er mir viele seiner Gedichte bei sich zuhause vorgelesen. Dazu haben wir damals Birkensaft getrunken. Für unsere Dolmetscher war das damals und auch heute sehr anstrengend, da Gedichte und insbesondere tiefsinnige Gedichte nicht einfach zu übersetzen sind!

Die Begrüßung nach mehreren Jahren ist so, als hätte man die letzten Jahre nur auf diese Begegnung gewartet. Wir umarmen uns und die Freude ist bei uns beiden groß. Nach vielen netten Worten, ein paar vorgetragenen Gedichten aus eigener Feder und der Einladung zu seinem 84ten Geburtstag verabschieden wir uns bis zum Juni mit seinem Versprechen: „Der Tisch wird gedeckt sein!“.

Um 14 Uhr ist der Termin beim Bürgermeister von „Gomel Region“. „Gomel Region“ ist der Bereich um die Stadt Gomel, in dem auch unser Haus in Tereshkovichi liegt. Diese Leute sind also später für den Betrieb unseres Hauses zuständig. Der Bürgermeister hat gewechselt. Wir waren zum letzten Mal im Juni letzten Jahres dort. Wir sind sehr gespannt auf den „Neuen“. Unsere Kontaktperson Galina, die Leiterin des Sozialamtes „Gomel Region“ empfängt uns herzlich. Fünf Minuten später gehen wir zum Bürgermeister hoch ins Büro.

Großes Büro = Viel zu sagen! So einfach sind die Regeln hier. Das Büro ist groß!

Wir begrüßen uns freundlich und nehmen am großen Tisch Platz. Igor Leonidowitsch ist ein freundlicher und sehr angenehmer Mensch. Wir haben sofort eine gute Atmosphäre. Wir erklären ihm die Entwicklung des Projektes seit dem letzten Treffen, welches noch mit seiner Vorgängerin stattgefunden hat. Nach etwa einer Stunde gehen wir mit einem gemeinsamen Verständnis und gemeinsamen Zielen aus dieser Besprechung. Es war ein gutes Gespräch. Fragen, die noch beantwortet werden müssen werden in den nächsten Tagen durch die Behörde geklärt. Probleme bei diesen Fragestellungen sieht man nicht.

Anschließend steht Büroarbeit auf dem Programm. Im Büro von „White Dove …“ formulieren wir Teile der Antragsunterlagen zusammen mit Viktoriya, der Direktorin von „White Dove over Chernobyl“. Gegen 17 Uhr ist Feierabend.

Ein lockeres Treffen mit der Leiterin des Sozialamtes, Galina, ist im Restaurant für den Abend um sieben geplant. Ein neues Restaurant wird ausprobiert. Es ist schön. Wir haben gute Gespräche und können uns besser kennen lernen. Um zehn fährt Andrei uns zum Hotel.

Es konnten viele Fragen am heutigen Tag geklärt werden und viele Dinge angestoßen werden. Außerdem gab es nette Begegnungen mit tollen Menschen. Ein guter Tag !

Morgen geht es nach dem Frühstück nach Retchiza und dann weiter nach Choiniki, wo wir auch eine Nacht bleiben werden. Hier werden wir voraussichtlich keine Möglichkeit haben einen Bericht online zu stellen. Wir werden diesen dann schnellstmöglich nachreichen, sobald wir wieder Online sind.