Reisebericht Bike2Belarus – Juli 2010

Am 21.07.2010 startete die deutsche B2B Gruppe, bestehend aus 10 Personen, mit dem Zug von Bad Bentheim nach Minsk. Nach insgesamt 24 Stunden Zugfahrt erreichte man am nächsten Tag Minsk, die Hauptstadt Weißrusslands. Hier übernachtete die Gruppe eine Nacht und hatte die Möglichkeit, die schöne Hauptstadt ein wenig kennen zu lernen.

Am nächsten Tag ging es mit dem Kleinbus innerhalb von 6 Stunden von Minsk nach Gomel. Hier erfolgte die notwendige Registrierung bei der örtlichen Polizeibehörde. Anschließend wurde kurz das neue Haus in Tereshkovichi besucht. Die erste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Als man im Erholungsheim Tschonki ankam und den bestellten Gruppenraum beziehen wollte, wurden anstatt eines Gruppenraums vier Zimmer mit jeweils drei Betten zur Verfügung gestellt.

Da diese Aufteilung nicht dem Gruppengedanken entsprach, suchten wir nach Alternativen. Mit der Zeit wurde der Ruf nach Veränderung immer lauter. Kurzfristig wurde umdisponiert – die Pläne geändert. Es wurde beschlossen, nach entsprechender Vorbereitungszeit in ein weißrussisches Dorf umzuziehen und in Zelten zu übernachten.

Nach drei Übernachtungen in Tschonki wechselte man am Montag, dem 26.07.2010 ins Dorf Buchalovka in der Nähe unseres neu erworbenen Hauses in Tereshkovichi. Hier wurde für die Jugendlichen ersichtlich, wie das Dorfleben in Weißrussland aussieht. Das Badezimmer befand sich im nahe gelegenen Fluss, abends wurde ein Lagerfeuer gemacht und frisch gefangener Fisch gegrillt.

Der erste Tag nach der Ankunft in Gomel führte uns zum Behindertenheim Vasilievka in der Nähe von Gomel. Mit dem Fahrrad, begleitet von der belarussischen Polizei und einem Krankenwagen, ging es morgens im Konvoi nach Vasilievka. Hier wurde die gesamte Anlage besichtigt. Die Bewohner hatten eine kleine Handarbeitsausstellung vorbereitet und boten ihre selbst gemachten Handarbeiten zum Kauf an. Mittags gab es selbstgemachte Pizza mit Zutaten aus dem eigenen Garten. Es wurde mit den Bewohnern Schach und Dame gespielt, gemeinsam wurde Tischtennis oder auch Volleyball gespielt. Ein für beide Seiten gelungener Tag.

Am zweiten Tag stand die anstrengende, ca. 50 km lange Tour nach Retchiza auf dem Programm. Bei Temperaturen zwischen 33 und 38 °C war diese Etappe ziemlich anstrengend. Angekommen in Retchiza wurde das Dominic-Hope-House besichtigt und mit dem Bau eines Gartengerätehauses begonnen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde gearbeitet, um das Haus fertig zu stellen.

Am Montag – unserem Umzugstag – ging es erstmals nach Tereshkovichi. Hier setzten wir die begonnenen Arbeiten fort. Ein Teil der Gruppe baute den Zaun weiter, andere Teilnehmer entfernten die Fliesen von den Innenwänden. Die Arbeit mit dem qualitativ eher bescheidenen Material gestaltete sich teilweise als äußerst langwierig und schwierig.

Auch am Dienstag fanden sich einige Teilnehmer zum Arbeitseinsatz in Tereshkovichi ein. Die anderen Teilnehmer, die zum ersten Mal in Weißrussland waren, fuhren mit dem Kleinbus nach Choiniki an den Rand der verstrahlten Zone. Hier gab es die Möglichkeit unter fachmännischer Leitung an die Zonengrenze zu fahren. Besonders eindrucksvoll war, wie die Natur sich die gesperrten und verseuchten Gebiete wiederholt. Eine Fahrt durch einige verlassene Dörfer, die Besichtigung des Tschernobyl-Denkmals in Bragin und die Besichtigung des Tschernobyl-Museums standen auch auf dem Programm. Gegessen wurde in einer typischen weißrussichen Dorffamilie.

Hier war die erste aufregende Begegnung der Jugendlichen mit der weißrussischen Gastfreundschaft. Der andere Teil der Gruppe machte sich nach getaner Arbeit in Tereshkovichi an die Besorgung des Abendessens im nahe gelegenen Fluss (unser Badezimmer). Der nächste Tag diente ein wenig der Erholung nach den drei Arbeitstagen. Morgens wurde ein Haus des Waisenheims in Gomel besichtigt. Hier wurde mit den Kindern gespielt und durch die Leiterin des Heims die Situation der Einrichtung ausgiebig erklärt.

Ein Marktbesuch drohte fast am aufziehenden Unwetter zu scheitern. Die Straßen standen unter Wasser. Einigermaßen trocken erreichte die Gruppe nachmittags dann den Anleger am Fluss „Sosch“, wo ein Boot auf uns wartete. Gemeinsam mit einer Musikergruppe machten wir eine Bootsfahrt auf dem Fluss, zwischendurch machten wir Halt an einer Insel, um schwimmen zu gehen und am Ufer Schaschliki zu genießen.

Donnerstags stand wieder eine längere Fahrt auf dem Programm. Die Besichtigung des Heims für psychisch kranke Menschen in Makanovichi bei Saschebje. In diesem Heim leben 335 Menschen auf sechs Etagen. Nach einstündiger Fahrt begrüßte uns der Direktor des Heims und führte uns durch die Einrichtung. Die Situation der dortigen Bewohner regte zum nachdenken an. Im Anschluss an die Besichtigung teilte sich die Gruppe und ging in verschiedene Familien, um das typische Dorfleben während des Mittagessens aus selbstangebauten Lebensmitteln kennen zu lernen. Nach Einbruch der Dunkelheit ging es mit dem Bus zurück nach Buchalovka.

Am Freitag war dann Abreisetag. Am Vormittag startete die Gruppe mit dem Bus nach Gomel, um noch einige Einkäufe zu erledigen. Danach ging es weiter in Richtung Minsk. Nach der langen Fahrt im Bus war man froh, im Moskau-Warschau-Express zu sitzen. Bei der Durchsicht der Papiere fiel auf, dass das Originalvisum für die gesamte Gruppe wohl im Büro in Gomel geblieben war. Etliche Telefonate weiter entschied man sich, es drauf ankommen zu lassen und an der Grenze gute Miene zur schlechten Situation zu machen. Durch Unterstützung unserer weißrussischen Dolmetscherin und dem guten Willen der Grenzbeamten konnten wir schließlich mitten in der Nacht die Grenze passieren. Das Originalvisum wurde dann am nächsten Tag mit dem Zug zur Grenze geschickt.

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