Visafreiheit für Kurzzeitaufenthalte in Belarus

Ab 12. Februar 2017 tritt in Belarus für ausländische Kurzzeitreisende die Visafreiheit in Kraft.

Der Erlass Nr. 8 über visafreie Ein- und Ausreisen für Ausländer wurde am 11. Januar 2017 veröffentlicht. Das Dokument tritt in der Regel einen Monat nach seiner offiziellen Veröffentlichung in Kraft. Somit können ab dem 12. Februar 2017 Bürger aus 80 Staaten, die für maximal 5 Tage nach Belarus einreisen, laut dem Erlass ohne Visum nach Belarus kommen.

Eine touristische Reise nach Belarus lohnt sich alleine schon wegen der wunderbaren Natur

Die Details zur Neuregelung wurden am 10. Januar bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern des Außenministeriums, Innenministeriums, Grenzschutzkomitees und des Ministeriums für Sport und Tourismus bekannt gegeben. Der Erlass erstreckt sich auf 39 europäische Staaten, sowie auf Brasilien, Indonesien, die USA, Japan und andere Staaten. Die visafreie Einreise nach Belarus gilt allerdings nicht für die Ausländer, die von russischen Flughäfen ins Land kommen.

Das Staatliche Grenzkomitee ist auf den Zustrom von Auslandstouristen vorbereitet, erklärte der Verwaltungsleiter für die Grenzkontrolle des Staatlichen Grenzkomitees, Oleg Ljaschuk, am 10. Januar der Nachrichtenagentur BelTA. „Wir sind bereit, den wachsenden Strom ausländischer Bürger an der Grenzübergangsstelle im Nationalflughafen Minsk abzufertigen. Wir können – falls notwendig – auch zusätzliche Arbeitsplätze einrichten“, bemerkte er.

Viele Berichte sprechen dafür, dass der Tourismus und damit die Erleichterungen bei der Einreise in Belarus in der Zukunft eine größere Bedeutung bekommen wird. So fanden unlängst Gespräche zwischen Vertretern der belarussischen Seite mit französischen Partnern in Paris statt, wo es um die Ausweitung des Öko-, Fahrrad-, Fluss-, Sport- und Kulturtourismus in Belarus ging.

Die durch die Änderung wegfallende Vorabkontrolle der Einreisenden bei Visabeantragung und Visaerteilung durch die Botschaft führt bei den Verantwortlichen dennoch zu einigen zusätzlichen Fragestellungen. So hat das belarussische Innenministerium mit russischen Diensten zusätzliche Maßnahmen gegen den Missbrauch der Visafreiheit für ausländische Bürger getroffen. „Zusammen mit russischen Kollegen treffen wir die zusätzlichen Maßnahmen, um den Missbrauch der Visafreiheit zu vermeiden“, unterstrich Alexej Begun , der Leiter des Departements für Staatsbürgerschaft und Migration des belarussischen Innenministeriums gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur BELTA.

Laut Begun werde die Frage über die Kontrolle des Aufenthalts der ausländischen Bürger im Unionsstaat im Arbeitsausschuss des Innenministeriums von Belarus und Russland erörtert. Das Innenministerium sei für die Kontrolle der Ausländer in Belarus zuständig, die über den Nationalflughafen Minsk kommen würden. „Wir werden Informationsressourcen nutzen, um die Ein- und Ausreise jeder Person im Rahmen des visafreien Bereiches zu kontrollieren“, erläuterte Alexej Begun. Sicherlich ist dieses im Hinblick auf die Reisefreiheit zwischen Russland und Belarus notwendig und verständlich.

Das Sportministerium prognostiziert nach Abschaffung der Visumspflicht 20% mehr Touristen in Belarus. Das belegen auch Zahlen aus der Vergangenheit. Vor einiger Zeit hatte Belarus die Visumspflicht für die Staatsbürger Israels, der Türkei und einiger anderen Staaten abgeschafft. Seit der Abschaffung der Visumspflicht verdoppelte sich die Zahl israelischer Touristen, die Zahl türkischer Touristen stieg um das 1,5-fache.

Quellen:

http://deu.belta.by/politics/view/visafreier-kurzzeitaufenthalt-in-belarus-gilt-ab-12.-februar-2017-29167-2017/

http://deu.belta.by/society/view/grenzkomitee-bereit-zur-vergroserung-des-touristenstroms-im-nationalflughafen-minsk-29171-2017/

http://deu.belta.by/society/view/tourismuspotenzial-von-belarus-in-sitzung-in-paris-erortert-29262-2017/

http://deu.belta.by/politics/view/ausenministerium-spricht-von-hohem-interesse-der-auslander-an-visafreier-einreise-nach-belarus-29177-2017/

Dominic Hope Haus in Retchiza – Haus der Hoffnung

Zusammen mit unseren irischen Partnern „StudentAid Chernobyl“ haben wir das Dominic-Hope-Haus in Retchiza vor einigen Jahren eröffnet. Ziel war es damals ein Haus zu schaffen, in dem westliche Standards bei der Unterbringung von jungen Menschen mit Behinderung eingehalten werden. Das Haus sollte in erster Linie eine Bereicherung für die jungen Bewohner darstellen, die in diesem Haus zu einem weitgehend selbstständigen Leben ermutigt werden sollen und hier alles Notwendige dafür lernen können. Es diente ebenfalls als gutes Beispiel und Anregung für ranghohe weißrussische Sozialpolitiker, um die bisherige Praxis der Unterbringung von jungen Menschen in Wohnheimen zu überdenken.

Wir haben erst vor kurzem einen Artikel in die Hände bekommen, der in Retchiza im regionalen Online-Portal dneprovec.by veröffentlicht wurde. Dieser Artikel malt ein Bild des Dominic-Hauses aus einer anderen Perspektive. Hier für Euch der Artikel in deutscher Übersetzung:

 Haus der Hoffnung

 (Artikel vom Online-Portal dneprovec.by / Retchiza online vom 22 Oktober 2015)

Der gepflegte Weg führt zum Hof, wo im Schatten der Bäume sich ein freundliches Haus versteckt. Die Hausbewohner sind Menschen, die nicht den Mut verloren haben und ein für allemal zu Siegern im Kampf gegen Widrigkeiten geworden sind.

Das gemütliche zweistöckige Haus hat nicht nur eine Adresse, das Haus hat auch einen Namen. Einen Namen, der die Hoffnung und die sichere Zukunft schenkt: „Dominik Haus – Haus der Hoffnung“.

„In unserem Haus können bis zu 10 Personen wohnen“ erzählt die Leiterin Elena Kuzowa. „Jetzt haben wir 9 Einwohner im Alter zwischen 18 und 38 Jahren. Alle haben Behinderungen ersten, zweiten oder dritten Grades“.

Das Haus ist barrierenfrei und an Bewohner mit  Behinderungen angepasst. „Hier können sogar diejenigen, die im Rollstuhl sitzen, selbständig eine Dusche nehmen, ohne auf die Hilfe von den anderen angewiesen zu sein“. Außerdem wohnen im Haus ein Kaninchen und ein Hamster. „Unsere Bewohner sollen sich nicht nur um sich selbst kümmern können“, überzeugt die Leiterin.

Sich zu sozialisieren und sich in die Gesellschaft integrieren; das sind die Ziele, die die Leiterin des Hauses für ihre Schützlinge erreichen will. Ihnen wird beigebracht wie man kocht, putzt, sich selbst bedient und mit Geld umgeht. Irgendwann müssen sie allein zu Recht kommen und diese Fähigkeiten und Fertigkeiten dürfen nicht fehlen. „Unser Witja kann Borschtsch (Rote Beete Suppe) besser als meine Mama kochen, die aus der Ukraine kommt“, lacht die Leiterin.

Glasperlenbastelei, Stickerei und die eigene Kleidung reparieren – das können die Dominic Haus Bewohner schon. Und was für ein Sonnenschutzdach haben sie aus den alten und zerrissenen Jeans für die (Hollywood-)Schaukel genäht! Zum bewundern! An jeder  städtischen Veranstaltung nehmen sie teil und die Teilnahme an Ausstellungen ist bereits eine Tradition. Genauso wie die Teinahme an Sportwettbewerben.

Die geräumige Küche ist mit allen nötigen Haushaltsgeräten ausgestattet. Alles an seinem Platz. Auch die Produkte im Kühlschrank. Maxim, der seit einem Jahr im Dominic Haus wohnt, erzählt stolz welche Vorräte sie haben und danach teilt mit uns das Rezept der Frikadellen, die er gestern für alle gebraten hat. Schrittweise und detailliert. Noch vor einem Jahr, als der Junge noch in einem Heim war, konnte er ohne Hilfe kein Ei braten. „Früher wohnte ich in einem Wohnheim und konnte nichts – erinnert sich Maxim –  und heute ich kann für mich selbst kochen, arbeite im Garten. Ich habe selbst Erbsen, Zwiebeln und Kartoffeln angebaut!“. Die Ernte wird zu Marmelade, Kompott und zu den anderen Produkten als Vorrat verarbeitet.

Die Mutter des 21-jährigen Maxim ist unter unerklärten Umständen ums Leben gekommen. Kein Vater, die Verwandten wollen ihn nicht aufnehmen. „Wir wollen, dass Maxim so lange wie möglich bei uns bleibt. Sonst gerät er sehr schnell unter fremden Einfluss. Die Aufsicht ist nötig für ihn“, sagt die Leiterin.

Olga wohnt im Dominic Haus erst seit August, aber sie hat schon ihr neues Zuhause lieb gewonnen. „Bei uns ist es fast wie in Italien“, – sagt Olga. Olgas Mutter hat sie mit 18 Jahren im Rettungswagen zur Welt gebracht, ist danach ausgestiegen und auf immer aus Olgas Leben verschwunden.

„Hier hat jeder seine Geschichte. Komplizierte und echte Geschichten. Kostja, zum Beispiel, wurde behindert geboren. Der Vater diente bei den Raketentruppen. Vielleicht war das der Grund dafür? Die Eltern haben ihn fallengelassen. Nach 18 Jahren hat der Junge sie wieder gefunden. Erst waren es nur kurze Telefonate, dann hat er sie besucht und heute ist alles gut, sie reden regelmäßig miteinander“.

„Insgesamt ist die Einstellung zu den behinderten Menschen leider nicht immer positiv“ erzählt die Leiterin weiter. „Manchmal drehen sich die Menschen einfach um unter dem Motto: ‚Was ich nicht sehe, existiert nicht in der Gesellschaft‘ . Manchmal schauen sie mit Missachtung. Aber niemand kann sich sicher sein, dass man nicht selbst morgen in solch einer Lage ist. Nicht alle sind mit Behinderung geboren! Manche haben ihre Behinderung auch infolge eines Unfalls bekommen. Meine Freunde haben sich daran gewöhnt und haben andere Ansichten. Die Nachbarkinder haben auch keine Vorurteile unseren Einwohnern gegenüber. Die Verkäuferinnen im Laden beraten die Einwohner sogar, was am günstigsten zu kaufen ist“.

Um sich und um die anderen sich kümmern, das ist das Hauptprinzip des Lebens im Dominic Haus. „Jeder möchte ein wenig Aufmerksamkeit“, fasst die Leiterin zusammen. Einsam sein ist doch sehr schlimm. Und wir hier sind eine Familie“.

Quelle des Originaltextes in russischer Sprache:

http://dneprovec.by/society/2015/10/22/9398