Archiv der Kategorie: Reisen nach Belarus

Tag 5

Mittwochmorgen im Hotel in Choiniki. Die hochmoderne Duschkabine erinnert etwas an eine Zeitmaschine aus einem schlechten Science-Fiction-Film. Düsen von den Seiten, aus der Decke und ein elektronisches Display mit vielen Schaltern. Die losen Kabel auf der Kabine machen das Gefühl der Sicherheit nicht größer. Zeitmaschinen laufen auch mit kaltem Wasser, oder? Zumindest heute tun sie das.

Wir bezahlen unsere Zimmer und fahren zur Schule Nr.3. Hier wartet Maria und Sergej, der Direktor der Schule schon mit einem reich gedeckten Frühstückstisch auf uns. Wir besprechen in lockerer Runde die aktuelle Situation in der Schule, sprechen über mögliche Hilfen. Es sind Ferien, gerade ist eine Gruppe aus dem Kindergarten in der Schule zur Exkursion. Auch sind trotz Ferien mehr als dreißig Kinder zur Betreuung hier.

Der Zeitplan ist mal wieder eng, weil wir auch noch die Familie von Iwan besuchen wollen. Für Iwan hatten wir im letzten Jahr Medikamente, die es in Belarus nicht gab, besorgt. Sein Bruder Maxim wartet schon in der Schule auf uns. Er begleitet uns zu seinem Zuhause. Er spricht sogar Englisch! Sein Vater erklärt später, dass liege daran das er immer Online-Spiele mit den Amerikanern spielt. Wir schmunzeln!

Die ganze Familie ist zuhause. Der Tisch ist schon wieder reich gedeckt. Iwan lächelt uns an. Beim letzten Mal waren die Haare weg. Jetzt ist die Frisur wieder schick! Nach einigen Fragen und vielen positiven Antworten wissen wir, dass alles gut überstanden ist. Wir freuen uns mit ihm. Er wirkt sehr locker und hat große Pläne. Er wird derzeit noch zuhause unterrichtet. Er will Arzt werden. Das wollte er auch schon vor seiner Krankheit. Die Krankheit hat ihn in seinem Wunsch bestärkt. Wir verabschieden uns nach einiger Zeit und guten Gesprächen. Wir sind froh, dass Iwan so gut zufrieden ist und werden eingeladen wieder zu kommen. Das werden wir bestimmt!

Es ist fast Mittag. Wir starten die Rückreise nach Gomel, auf dem Weg wollen wir noch kurz das neue Sofa von Oleg begutachten. Dies wurde gestern noch geliefert. Wieder diese endlosen Straßen. Unterwegs auch ein paar Pferdewagen. Wie lang muss einem die Straße dann vorkommen?

Wir rufen bei Oleg an, er muss von der Arbeit nach Hause kommen wegen uns. Wir treffen ihn in seiner Wohnung. Er zeigt uns stolz sein neues „Bett“ und bestätigt, dass er sehr gut geschlafen hat. Er wollte heute Morgen gar nicht aufstehen und ist noch eine halbe Stunde liegen geblieben.

Wir fahren zügig weiter. Um ein Uhr sind wir im Heim in Vasilievka angemeldet. Das sind noch etwa sechzig Kilometer. Ein Uhr ist es auch schon!

Swetlana die Direktorin, Leonid und Ludmila, die guten Seelen des Heims begrüßen uns schon draußen. Als erstes zeigen sie uns den neuen Computerraum. Dieser wurde verlegt, damit die Rollstuhlfahrer ohne Probleme die Räume nutzen können. Seit August letzten Jahres können die Bewohner auch ins Internet.

Wir sehen die neue Küche. Hier können die Bewohner kochen. Unseren Herd vom letzten Hilfstransport finden wir hier auch wieder. Seit unserem letzten Besuch im August wurden viele Wände mit schönen Zeichnungen in bunten Farben verschönert. Das ganze Haus wirkt sehr positiv durch die Farben und Motive.

Wir treffen Alexandra und ihre Mutter. Im letzten Jahr haben wir eine Behandlung in Moskau für Alexandra unterstützt. Alexandra macht auf uns einen besseren Eindruck als beim letzten Mal. Die Behandlung hat ihr gut getan, das bestätigt auch ihre Mutter. Weitere Behandlungen sind notwendig, scheitern aber im Moment an der Finanzierung. Wir versprechen zu helfen und unsere Möglichkeiten zu prüfen.

Nach zweimal Frühstück mit warmen Essen wird es langsam wieder Zeit. Es geht an den Tisch. Die Direktorin Swetlana kennen wir noch nicht so gut. Wir haben sie im August das erste Mal besucht. Die Gelegenheit ist gut um sich näher kennen zu lernen. Viele Dinge werden besprochen. Einige Fragen und Hilfen können gleich erledigt werden. Hier merkt man immer wieder, wie gut die Institution durch die Verantwortlichen geführt wird und wie viel Herzblut die Menschen in ihre Arbeit einbringen.

Gegen 17 Uhr verabschieden wir uns bei schönstem Sommerwetter. Nicht ohne uns für Mitte Juni schon wieder anzumelden.

Gegen 20 Uhr geht es dann noch mal ohne Dolmetscher mit dem Taxi zum Fond „Menschen der Welt helfen Tschernobyl-Kindern“. Hier treffen wir die Direktorin Galina. Sie spricht gut deutsch und wir können einige Dinge durchsprechen und verabreden uns für Morgen, um gemeinsam zum Gomeler Kinderkrankenhaus Nr.5 zu fahren.

Ein langer Tag endet mit einem Spaziergang zurück zum Hotel. Morgen steht ein langer Bürotag auf dem Programm.

Tag 4

Voller Vorfreude starten wir in den vierten Tag ! Der Besuch beim Dominic-Haus steht auf dem Programm, der Wetterbericht verspricht uns 12 Grad und Sonnenschein. Um neun Uhr geht es los.

Retchiza, der Ort, in dem das Dominic-Haus steht, liegt etwa sechzig Kilometer von Gomel entfernt. Der Verkehr in der Stadt ist wie jeden Morgen und Abend schrecklich. Es dauert etwa zwanzig Minuten um aus der Stadt heraus zu kommen.

Etwas verspätet kommen wir an. Die Begrüßung ist toll und man fühlt sich direkt zuhause!

Liena, die Hausmutter ist da, alle Bewohner des Hauses auch. Vitaly Shabalin, der Leiter des zuständigen Sozialamtes, kommt kurze Zeit später dazu. Auch Oleg, der als erster Bewohner den Schritt in die Selbstständigkeit geschafft hat und eine eigene Wohnung bezogen hat, kommt mit seinem Scooter angefahren. Für ihn ist Maxim nachgerückt. Maxim kennen wir noch nicht. Wir stellen ihm viele neugierige Fragen.

Als Oleg damals einige Zeit im Dominic-Haus gelebt hat, hat er zu seiner Hausmutter Liena gesagt: „Ich werde immer im Dominic-Haus wohnen! Ich werde hier nie weg gehen!“. Nach der ersten Nacht im eigenen Heim vor einigen Wochen sagte er dann: „Ich werde nur noch als Gast zu Euch kommen!“. Die eigenen vier Wände zu haben ist für ihn ein tolles Gefühl. Ohne Bett, ohne Matratze hat er die ersten Nächte in seiner neuen Wohnung verbracht. Er hat auf dem Boden geschlafen. Aber er hat in SEINER Wohnung geschlafen!

Wir entscheiden uns kurzfristig die Wohnung zu besichtigen. Dabei können wir auch gleichzeitig unseren Opel mit Hebebühne ausprobieren, den wir im August letzten Jahres an das Sozialamt gespendet haben. In einem neuen Stadtteil ist in einem mehrstöckigem Haus ist seine Wohnung im Erdgeschoss. Als wir ankommen öffnet er seinen Briefkasten und wirkt etwas enttäuscht, weil er leider keine neuen Briefe hat. Ein Zimmer mit Küche, Bad und WC. Die Wohnung wirkt freundlich, die ersten Gardinen hängen. Ein Bett gibt es noch nicht, dafür eine große Luftmatratze.

Nach kurzer Absprache fahren wir zum Möbelladen und kaufen ihm ein Sofa mit Ausziehfunktion, dieses ist hier typisch um in Einzimmerwohnungen den Platz optimal auszunutzen. Tagsüber ein Sofa, in der Nacht ein Bett.

Oleg läuft jeden Morgen zur Bushaltestelle und fährt dann ca. 15 Minuten mit dem Bus zur Arbeit. Das ist für ihn kein Problem. Er arbeitet im Sozialamt in Retschiza und betreut junge Menschen mit Behinderung.

Nach unseren Einkäufen fahren wir wieder zum Dominic-Haus und trinken Kaffee und essen selbstgebackene Muffins. Nach vielen guten Gesprächen machen wir uns nachmittags auf den Weg nach Choiniki. Auf dem Weg halten wir an einem Friedhof, auf dem ein Deutscher seine letzte Ruhestätte hat. Die Mitarbeiter des Sozialamtes hatten bei Arbeiten am Kriegerdenkmal diese Grabstätte entdeckt.

Es geht weiter auf endlos erscheinenden Straßen in Richtung Choiniki. Vorbei an quietschgrünen Geschäften und ganz viel Wald. Nachmittags kommen wir beim Hotel an, beziehen unsere Zimmer und ruhen uns ein wenig aus. Die langen Fahrten über die nicht ganz guten Straßen machen müde.

Am Abend treffen wir uns mit unseren Freunden Maria und Genja. Der Geruch von Schaschliki steigt uns schon vor dem haus in die Nase. Als wir reinkommen steht der Tisch voll mit Essen. Einige Zeit später werden schon melancholische russische Lieder gesungen. Auch nach so vielen Jahren müssen wir uns den Text wieder in Lautschrift aufschreiben lassen. Genja begleitet uns dabei mit dem Akkordeon. Ein schöner Ausklang des Tages.

Tag 3

Aufgewacht, die Sonne lacht ! So könnte man diesen herrlichen Morgen beschreiben. Als ich die Augen aufmachte schien der Frühling tatsächlich angekommen zu sein. Blauer Himmel und Sonnenschein, es sah nach 15 Grad aus.

Am Vortag hatten wir abgesprochen, um neun Uhr vom Hotel abzufahren und um 9:15 Uhr im Büro von „White Dove over Chernobyl“ zu sein. Da wir keine weißrussischen Rubel mehr in der Tasche hatten, waren wir gezwungen zur Bank zu fahren um zu tauschen.

Angekommen in der Bank mussten wir beim Polizisten am Eingang den Rucksack öffnen, ein Blick hinein, ein nettes „Danke schön“ auf Deutsch. So fängt der Tag gut an! Was doch einzelne Worte in der eigenen Sprache an guter Atmosphäre schaffen!

Doch dann geht es los. Das wiederkehrende Prozedere … die Nummer ziehen wie bei uns im Arbeitsamt. Die 34 ist es geworden. Die 30 leuchtet auf der Anzeigetafel bei Schalter sieben. Die spannende Frage ist, wie lange dauert es dieses Mal? Andrei geht zur benachbarten Bank und untersucht die Lage dort. Vielleicht ist dort keine Schlange? Wider Erwarten wird sehr schnell die 33 aufgerufen, dann die 34. Ich gehe zum Schalter 7, schiebe mein Geld unter der dicken Glasscheibe her.

Die junge Dame zählt, sagt die Summe, ich bestätige. Nun fängt es an. Jeder Schein wird einzeln geprüft. Inzwischen ist auch Andrei wieder da. Er erzählt mir, dass es in letzter Zeit Mode ist am Bankschalter gefragt zu werden, ob man nicht ein Lotto-Los kaufen will. Komisch, wofür!

Plötzlich schiebt die Dame das Geld wieder unter der Scheibe zu mir und sagt irgendetwas auf Russisch, was ich nicht verstehe. Andrei kommt, und erklärt mir dass nicht genügend Rubel in der Kasse vorhanden sind. Sie muss diese erst holen. Nach etwa zwei Minuten kommt sie wieder, nimmt erneut meine Euros und gibt mir mit einem netten Lächeln einige Millionen belarussische Rubel unter der Scheibe durch. Der Kurs steht bei 1 zu 15550 ! Und dann …. Die Frage nach dem Lotto-Los! Wir lehnen dankend ab!

Mit etwa 15 min Verspätung kommen wir bei Viktoriya im Büro an. Wir klären einige Fragen und gehen den Ablauf des Tages noch mal durch. Um zehn Uhr kommt Yuri dazu. Yuri ist unser Projektleiter. Er hat die gesamte Kalkulation für das Gebäude gemacht und ist uns eine große Hilfe hier vor Ort.

Wir erklären ihm in Ruhe die Projektentwicklung der vergangenen sechs Monate. Alle Beteiligten sollen auf dem gleichen Wissensstand sein.

Anschließend fahren wir gemeinsam zum Haus nach Tereshkovichi. Die Frage steht im Raum ob und wie wir das Haus winterfest machen. Unser Plan geht davon aus, dass wir erst im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen werden.

Während wir am Haus stehen und diskutieren, kommt ein älterer Mann mit auffälligem, grauen Bart auf uns zu. Erst nach näherem Hinsehen habe ich ihn erkannt. Es ist Pjötr Vasiliwitsch, ich kenne ihn seit etwa vier Jahren. Kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag habe ich ihn kennengelernt. Er ist sozusagen ein Nachbar von uns und bei mir bekannt für seine philosophische Ader.

Bei unserer ersten Begegnung hat er mir viele seiner Gedichte bei sich zuhause vorgelesen. Dazu haben wir damals Birkensaft getrunken. Für unsere Dolmetscher war das damals und auch heute sehr anstrengend, da Gedichte und insbesondere tiefsinnige Gedichte nicht einfach zu übersetzen sind!

Die Begrüßung nach mehreren Jahren ist so, als hätte man die letzten Jahre nur auf diese Begegnung gewartet. Wir umarmen uns und die Freude ist bei uns beiden groß. Nach vielen netten Worten, ein paar vorgetragenen Gedichten aus eigener Feder und der Einladung zu seinem 84ten Geburtstag verabschieden wir uns bis zum Juni mit seinem Versprechen: „Der Tisch wird gedeckt sein!“.

Um 14 Uhr ist der Termin beim Bürgermeister von „Gomel Region“. „Gomel Region“ ist der Bereich um die Stadt Gomel, in dem auch unser Haus in Tereshkovichi liegt. Diese Leute sind also später für den Betrieb unseres Hauses zuständig. Der Bürgermeister hat gewechselt. Wir waren zum letzten Mal im Juni letzten Jahres dort. Wir sind sehr gespannt auf den „Neuen“. Unsere Kontaktperson Galina, die Leiterin des Sozialamtes „Gomel Region“ empfängt uns herzlich. Fünf Minuten später gehen wir zum Bürgermeister hoch ins Büro.

Großes Büro = Viel zu sagen! So einfach sind die Regeln hier. Das Büro ist groß!

Wir begrüßen uns freundlich und nehmen am großen Tisch Platz. Igor Leonidowitsch ist ein freundlicher und sehr angenehmer Mensch. Wir haben sofort eine gute Atmosphäre. Wir erklären ihm die Entwicklung des Projektes seit dem letzten Treffen, welches noch mit seiner Vorgängerin stattgefunden hat. Nach etwa einer Stunde gehen wir mit einem gemeinsamen Verständnis und gemeinsamen Zielen aus dieser Besprechung. Es war ein gutes Gespräch. Fragen, die noch beantwortet werden müssen werden in den nächsten Tagen durch die Behörde geklärt. Probleme bei diesen Fragestellungen sieht man nicht.

Anschließend steht Büroarbeit auf dem Programm. Im Büro von „White Dove …“ formulieren wir Teile der Antragsunterlagen zusammen mit Viktoriya, der Direktorin von „White Dove over Chernobyl“. Gegen 17 Uhr ist Feierabend.

Ein lockeres Treffen mit der Leiterin des Sozialamtes, Galina, ist im Restaurant für den Abend um sieben geplant. Ein neues Restaurant wird ausprobiert. Es ist schön. Wir haben gute Gespräche und können uns besser kennen lernen. Um zehn fährt Andrei uns zum Hotel.

Es konnten viele Fragen am heutigen Tag geklärt werden und viele Dinge angestoßen werden. Außerdem gab es nette Begegnungen mit tollen Menschen. Ein guter Tag !

Morgen geht es nach dem Frühstück nach Retchiza und dann weiter nach Choiniki, wo wir auch eine Nacht bleiben werden. Hier werden wir voraussichtlich keine Möglichkeit haben einen Bericht online zu stellen. Wir werden diesen dann schnellstmöglich nachreichen, sobald wir wieder Online sind.

Tag 2

Tag 2 in Gomel

Ausgeschlafen ging es heute in den Tag. Der Blick aus dem Fenster zeigte irgendetwas zwischen Regen und Schnee. Sieht ungemütlich aus – fühlt sich auch so an! Trotzdem soll es ein schöner Tag werden sagen die Prognosen!

Nach dem Frühstück wurde erstmal telefoniert um alle Dinge übergeben zu können, die man so mitgebracht hat. Einige Treffen in der Woche mussten geplant werden. Um kurz vor zwölf Treffen mit unseren Dolmetschern Jenny und Andrei zum Treffen mit unseren Partnern hier vor Ort, Viktoriya Yakuleva von „White Dove over Chernobyl“ und Liena Fedarchuk, die für uns die gesamte Kommunikation erledigt.

Das erste Treffen mit unseren Partnern haben wir im Restaurant „Provence“ geplant. Dieses liegt direkt am Fluss Sosch, einen Nebenfluss des Dnjepr. Französische Küche mitten in Belarus. An der Stelle muss man mal deutlich betonen, dass sich hier in den letzten Jahren die Restaurantlandschaft und die Vielfalt der Küche sehr gut entwickelt hat! Die gebotene Vielfalt ist inzwischen beeindruckend!

Der verspielt eingerichtete Innenraum des Restaurants in der 1. Etage ist mit echtem Vogelgezwitscher, direktem Blick auf den Fluss und die Möglichkeit draußen zu sitzen eine beeindruckende Kombination, die diesen Ort zu etwas Besonderem macht.

Bei etwa zwei Grad Außentemperatur fiel unsere Entscheidung allerdings zugunsten des Innenraums. Das gute Essen und ein Glas Wein versetzten uns in einen Zustand der uns für den Mittagsschlaf mehr als bereit machte. Leider viel dieser aus.

Inzwischen hatte sich die positive Prognose erfüllt. Die Sonne kam raus und lies es draußen frühlingshaft aussehen. Dies bestätigte sich allerdings nur visuell! Gefühlt war es immer noch genauso kalt wie vorher.

Im anschließenden Meeting im Hotel „Zamkovij“ haben wir alle Dinge besprochen, die in dieser Woche gemacht bzw. geklärt werden müssen. Die Vorbereitung des Hilfstransportes im nächsten Monat, die Besichtigung des Hauses in Tereshkovichi und viele weitere Fragen zu unserem größten Projekt wurden geklärt bzw. diskutiert. Auch Visumfragen, aktueller Stand bei Privatpaketaktionen und der Rückblick auf den vergangenen Transport waren Themen, die in entspannter Atmosphäre im Hotel besprochen wurden.

Gegen 17 Uhr war Feierabend. Viele Informationen waren ausgetauscht und der Kopf qualmte schon etwas. Für einen Sonntag sollte das reichen.

Abends stand noch mal eines unserer Lieblingsrestaurants auf der Agenda. Das „Staraja Wremja“ (Alte Zeiten) ist im sowjetischen Stiel eingerichtet. Alle Bedienungen tragen alte Uniformen bzw. typische historische Kleidung. Die Theke in Form einer Straßenbahn begeistert genauso wie die künstlerischen Einlagen des Personals beim Einschenken von Getränken. Ebenfalls ein wirklich empfehlenswertes Lokal. Wir mögen es sehr.

Ein Treffen mit unserer inzwischen langjährigen Freundin Nastja Schabaltas, einer sehr talentierten Malerin aus Gomel stand auf dem Programm.
Nastja, die in Gomel und Belarus lange nicht mehr unbekannt ist, wurde von einigen Mitreisenden vor einigen Jahren unterstützt, damit sie ihr Kunststudium beenden konnte. Im letzten Jahr hat sie dieses mit Auszeichnung bestanden! Wir sind stolz auf sie und freuen uns mit ihr, dass sie in diesem Jahr bereits mehrere Ausstellungen in Gomel aber auch in der Hauptstadt Minsk durchführen konnte.

Das Ende von Tag zwei wurde gegen 22 Uhr eingeläutet. Es ging mit dem Taxi zurück zum Hotel. Morgen steht ein „Vor-Ort-Termin“ bei unserem Haus in Tereshkovichi auf dem Programm, außerdem der Besuch beim Bürgermeister von Gomel Region. Das ist die zuständige Behörde für unser Bauvorhaben. Wir freuen uns auf einen neuen Tag mit guten Ergebnissen.

Tag 1

Tag 1 der Reise nach Gomel

Frühlingsanfang hat doch was mit gutem Wetter zu tun, oder ? So sah es am 21.03.2015 morgens um sechs Uhr aber nicht aus. Bei ungemütlichem Wetter startet unsere Gomelreise von Schüttorf über Hengelo, Amsterdam Shiphol, Minsk nach Gomel.

Was soll man schreiben von einem Tag, an dem man nur unterwegs ist ? das haben wir uns vorher gedacht ! Belarus hält genügend Geschichten bereit, die es wert sind erzählt zu werden.

Also lassen wir mal die Zugfahrt und den Flug weg und fangen bei der Ankunft in Minsk an. Das große Schild „Welcome to Belarus“ über dem Eingang am Flughafen hat uns wie ein Händeschütteln begrüßt. Danach kam wie erwartet die Ernüchterung. Nach dem Kauf der benötigten Versicherung (Acht Tage für acht Euro) stießen wir auf die belarussische Realität. Von den etwa zwanzig Schaltern für die Passkontrolle waren gerade mal sechs geöffnet und das, obwohl gerade mehrere Maschinen angekommen waren. Die intensive Prüfung der Pässe und Visa führt zu Wartezeiten, die immer wieder gewöhnungsbedürftig sind. „Welcome to Belarus“ !

 

Gepäck kommt passend auf Band drei, der Zoll bittet freundlich die Koffer zum durchleuchten zu geben und fragt noch nach dem mitgebrachten Geld. Trotzdem hat man das Gefühl, das es nicht wirklich interessiert, wie viel man dabei hat, denn die Währung wurde nicht abgefragt ! Was sage ich denn wenn ich tausend Euro und eine Million weißrussische Rubel in der Tasche habe? Unter zwei Millionen ?

In freudiger Erwartung unsere beiden Dolmetscher und guten Freunde Jenny und Andrei zu sehen gehen wir durch die Tür und siehe da … sie warten auf uns ! Die freudige Begrüßung wird unterbrochen durch ein „Wir haben noch drei Minuten sonst gibt es eine große Strafe!“. Was damit gemeint war sollten wir kurze Zeit später merken ! Rein ins Auto, losfahren und anstatt die Ausfahrt zu nehmen die Straße zum Terminal genommen ! Also einmal vor dem Flughafen eine Ehrenrunde gedreht. Das gab zumindest die Möglichkeit, noch kurz ein Foto vom Terminal zu machen, an der Ausfahrt merkten wir dann aber, dass diese Ehrenrunde uns geschlagene einhundert tausend Rubel (etwa 6,50 €) kostet. Und das für 25 Sekunden Zeitüberschreitung. Da freut man sich, das die zwanzig Minuten vorher kostenfrei sind !

Nach diesem „Welcome to Belarus“ machten wir uns auf den Weg nach Gomel. Etwa 300 Kilometer, viel Autobahn ! Seit neuestem darf man sogar 120 km/h fahren. Die Frage, warum wir für diese Strecke trotzdem immer mindestens fünf Stunden brauchen wird uns wohl nie jemand beantworten können !

Angekommen sind wir dann um 22:15 Uhr im Hotel. Es ist ein schön, wieder hier zu sein. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche und schöne Woche !

Reisetagebuch März 2015

Der März ist immer der Monat, in dem wir unsere erste Reise im Jahr nach Gomel planen. Passend zum Frühlingsanfang am 21.03.2015 brechen in diesem Jahr Johan Schmits und Thomas Küpker auf, um die laufenden Projekte zu besprechen, Institutionen zu besuchen und die Aufgaben des Vereins voranzubringen.

In diesem Jahr haben wir uns vorgenommen, jeden Tag etwas von der Reise zu berichten. Ob wir das halten können wissen wir noch nicht, da wir nicht überall wo wir sind Internetverbindung haben. Wir versuchen aber unser Bestes und liefern sonst die Artikel am nächsten Tag nach.

Viel Spaß beim „teilhaben“ an unserer Reise und gebt uns mal eine Rückmeldung, was Ihr davon halltet !

Was sind Bike2Belarus Reisen ?

Bike2Belarus-Touren sind Reisen für junge Menschen nach Weißrussland, bei der vor Ort die Lebenssituation der Menschen und die Projekte des Vereins vorgestellt werden.

Die jungen Menschen werden durch Arbeitseinsätze direkt in die Projekte eingebunden. Der Name „Bike2Belarus“ rührt daher, dass die besuchten Institutionen von der jeweiligen Unterbringung mit dem Fahrrad angesteuert werden. Die Unterbringung erfolgt in ortsüblichen Sanatorien oder aber in Zelten im typischen weißrussischen Dorf. Die Bedingungen während der Reise sind sehr einfach gehalten. Gerade diese Vielzahl der Entbehrungen macht das sieben bis zehntägige Programm zu einem nicht zu vergessenden Erlebnis für jeden einzelnen Teilnehmer.

Das genaue Programm der Reisen variiert jedes Jahr aufgrund der wechselnden Prioritäten der verschiedenen Projekte. Die drei bisher durchgeführten Reisen werden in den aufgeführten Reiseberichten beschrieben.

Reisebericht Bike2Belarus – August 2011

Bike2Belarus 2011 stand im Zeichen der Startveranstaltung für das Tereshkovichi-Projekt. Nachdem Mitte dieses Jahres das Haus in Tereshkovichi nach vielen bürokratischen Hürden endlich gekauft werden konnte, wollten wir mit dem offiziellen Start des Projektes sowohl die Nachbarschaft des Hauses, als auch die örtliche Politik mit in dieses Projekt einbinden. Insgesamt mehr als 30 Personen aus Irland, Deutschland und Holland waren angereist, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Weiterhin wurden die örtlichen politischen Vertreter und jede Menge Kinder eingeladen. Insbesondere die Kinder wurden durch die Studenten aus Deutschland und Irland gut unterhalten.

Am 3. August ging es mit einem Charterflug der evangelisch-lutherischen Landeskirche von Hannover nach Gomel. Im gleichen Flugzeug waren einige Stunden zuvor noch 100 Kinder aus Gomel nach Deutschland gekommen, um sich für vier Wochen in deutschen Gastfamilien im Emsland und in der Grafschaft Bentheim zu erholen. Die ungewöhnlich kurze Zeit bis zur Ankunft in Gomel haben alle Teilnehmer genossen. Vom Flughafen ging es direkt zur Unterkunft in dem Dorf Buchalovka in der Nähe von Gomel. Es liegt nur etwa zwei Kilometer vom neuen Haus in Tereshkovichi entfernt.

Die Tage vor der Startveranstaltung wurden insbesondere zur Vorbereitung der Veranstaltung am 6. August genutzt. Auch wurde das von uns unterstützte Heim ‚Vasilievka‘ besucht. Für diejenigen, die zum ersten Mal in Belarus unterwegs waren war dies ein ganz besonderes Erlebnis. Die Nächte wurden unter extrem einfachen Bedingungen in dem kleinen Dorf Buchalovka verbracht. In dem Dorf gibt es 18 Häuser, von denen gerade mal 8 ständig bewohnt sind. Die Nächte wurden in Zelten verbracht, die in Deutschland so normalen Dinge des Lebens wie fließendes Wasser und sanitäre Anlagen waren nur sehr eingeschränkt verfügbar. Die Toiletten wurden selber gebaut, das fließende Wasser kam aus einem Brunnen in der gerade vorherrschenden Temperatur.

Die Abende wurden in geselliger Runde am Lagerfeuer verbracht. Nicht selten wurden die vorhandenen Instrumente rausgeholt und bis tief in die Nacht gesungen. Nachdem im letzten Jahr die Unterbringung im Sanatorium Tschonki nicht funktionierte, hatten die Organisatoren entschieden, diese einfache Unterbringung zu favorisieren. Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass dies die richtige Wahl war. Trotz einfachster Bedingungen waren alle Teilnehmer mit der vorgefundenen Situation absolut zufrieden und wollten eigentlich gar nicht mehr abreisen.

Bei einem weiteren Besuch im Behindertenheim Vasilievka nach der Startveranstaltung wurden Spiele mit den Heimbewohnern gespielt. Dank der guten Vorbereitung durch die Heimleitung wurde dieser sportliche Wettkampf zu einem einmaligen Erlebnis. In zwei Teams traten die Studenten gegen die Bewohner des Heimes an. In verschiedenen Disziplinen mussten beide Teams ihr Können beweisen. Nach vielen verschiedenen Spielen konnten die Bewohner von Vasilievka den Titel holen. Wahrscheinlich lag dies an der guten und langen Vorbereitungszeit, die dieses Team zur Verfügung hatte. Bei der Siegerehrung wurde den Gewinnern nicht nur eine Medaille, sondern auch ein Diplom verliehen. Dieses wird in Zukunft bestimmt bei dem ein- oder anderen über dem Bett hängen.

Eine Tagestour zur Kontrollstelle der verstrahlten Zone stand am nächsten Tag auf dem Programm. Der Besuch des Tschernobylmuseums in Choiniki wurde für die jungen Leute, die zum großen Teil zum Zeitpunkt der Reaktorkatastrophe noch nicht einmal auf der Welt waren, zum einmaligen Erlebnis. Als es am 11. August wieder in Richtung Kiew ging, waren die Studenten müde, aber trotzdem wollten alle länger dort bleiben und die Gemeinschaft weiter genießen.

Reisebericht Bike2Belarus – Juli 2010

Am 21.07.2010 startete die deutsche B2B Gruppe, bestehend aus 10 Personen, mit dem Zug von Bad Bentheim nach Minsk. Nach insgesamt 24 Stunden Zugfahrt erreichte man am nächsten Tag Minsk, die Hauptstadt Weißrusslands. Hier übernachtete die Gruppe eine Nacht und hatte die Möglichkeit, die schöne Hauptstadt ein wenig kennen zu lernen.

Am nächsten Tag ging es mit dem Kleinbus innerhalb von 6 Stunden von Minsk nach Gomel. Hier erfolgte die notwendige Registrierung bei der örtlichen Polizeibehörde. Anschließend wurde kurz das neue Haus in Tereshkovichi besucht. Die erste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Als man im Erholungsheim Tschonki ankam und den bestellten Gruppenraum beziehen wollte, wurden anstatt eines Gruppenraums vier Zimmer mit jeweils drei Betten zur Verfügung gestellt.

Da diese Aufteilung nicht dem Gruppengedanken entsprach, suchten wir nach Alternativen. Mit der Zeit wurde der Ruf nach Veränderung immer lauter. Kurzfristig wurde umdisponiert – die Pläne geändert. Es wurde beschlossen, nach entsprechender Vorbereitungszeit in ein weißrussisches Dorf umzuziehen und in Zelten zu übernachten.

Nach drei Übernachtungen in Tschonki wechselte man am Montag, dem 26.07.2010 ins Dorf Buchalovka in der Nähe unseres neu erworbenen Hauses in Tereshkovichi. Hier wurde für die Jugendlichen ersichtlich, wie das Dorfleben in Weißrussland aussieht. Das Badezimmer befand sich im nahe gelegenen Fluss, abends wurde ein Lagerfeuer gemacht und frisch gefangener Fisch gegrillt.

Der erste Tag nach der Ankunft in Gomel führte uns zum Behindertenheim Vasilievka in der Nähe von Gomel. Mit dem Fahrrad, begleitet von der belarussischen Polizei und einem Krankenwagen, ging es morgens im Konvoi nach Vasilievka. Hier wurde die gesamte Anlage besichtigt. Die Bewohner hatten eine kleine Handarbeitsausstellung vorbereitet und boten ihre selbst gemachten Handarbeiten zum Kauf an. Mittags gab es selbstgemachte Pizza mit Zutaten aus dem eigenen Garten. Es wurde mit den Bewohnern Schach und Dame gespielt, gemeinsam wurde Tischtennis oder auch Volleyball gespielt. Ein für beide Seiten gelungener Tag.

Am zweiten Tag stand die anstrengende, ca. 50 km lange Tour nach Retchiza auf dem Programm. Bei Temperaturen zwischen 33 und 38 °C war diese Etappe ziemlich anstrengend. Angekommen in Retchiza wurde das Dominic-Hope-House besichtigt und mit dem Bau eines Gartengerätehauses begonnen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde gearbeitet, um das Haus fertig zu stellen.

Am Montag – unserem Umzugstag – ging es erstmals nach Tereshkovichi. Hier setzten wir die begonnenen Arbeiten fort. Ein Teil der Gruppe baute den Zaun weiter, andere Teilnehmer entfernten die Fliesen von den Innenwänden. Die Arbeit mit dem qualitativ eher bescheidenen Material gestaltete sich teilweise als äußerst langwierig und schwierig.

Auch am Dienstag fanden sich einige Teilnehmer zum Arbeitseinsatz in Tereshkovichi ein. Die anderen Teilnehmer, die zum ersten Mal in Weißrussland waren, fuhren mit dem Kleinbus nach Choiniki an den Rand der verstrahlten Zone. Hier gab es die Möglichkeit unter fachmännischer Leitung an die Zonengrenze zu fahren. Besonders eindrucksvoll war, wie die Natur sich die gesperrten und verseuchten Gebiete wiederholt. Eine Fahrt durch einige verlassene Dörfer, die Besichtigung des Tschernobyl-Denkmals in Bragin und die Besichtigung des Tschernobyl-Museums standen auch auf dem Programm. Gegessen wurde in einer typischen weißrussichen Dorffamilie.

Hier war die erste aufregende Begegnung der Jugendlichen mit der weißrussischen Gastfreundschaft. Der andere Teil der Gruppe machte sich nach getaner Arbeit in Tereshkovichi an die Besorgung des Abendessens im nahe gelegenen Fluss (unser Badezimmer). Der nächste Tag diente ein wenig der Erholung nach den drei Arbeitstagen. Morgens wurde ein Haus des Waisenheims in Gomel besichtigt. Hier wurde mit den Kindern gespielt und durch die Leiterin des Heims die Situation der Einrichtung ausgiebig erklärt.

Ein Marktbesuch drohte fast am aufziehenden Unwetter zu scheitern. Die Straßen standen unter Wasser. Einigermaßen trocken erreichte die Gruppe nachmittags dann den Anleger am Fluss „Sosch“, wo ein Boot auf uns wartete. Gemeinsam mit einer Musikergruppe machten wir eine Bootsfahrt auf dem Fluss, zwischendurch machten wir Halt an einer Insel, um schwimmen zu gehen und am Ufer Schaschliki zu genießen.

Donnerstags stand wieder eine längere Fahrt auf dem Programm. Die Besichtigung des Heims für psychisch kranke Menschen in Makanovichi bei Saschebje. In diesem Heim leben 335 Menschen auf sechs Etagen. Nach einstündiger Fahrt begrüßte uns der Direktor des Heims und führte uns durch die Einrichtung. Die Situation der dortigen Bewohner regte zum nachdenken an. Im Anschluss an die Besichtigung teilte sich die Gruppe und ging in verschiedene Familien, um das typische Dorfleben während des Mittagessens aus selbstangebauten Lebensmitteln kennen zu lernen. Nach Einbruch der Dunkelheit ging es mit dem Bus zurück nach Buchalovka.

Am Freitag war dann Abreisetag. Am Vormittag startete die Gruppe mit dem Bus nach Gomel, um noch einige Einkäufe zu erledigen. Danach ging es weiter in Richtung Minsk. Nach der langen Fahrt im Bus war man froh, im Moskau-Warschau-Express zu sitzen. Bei der Durchsicht der Papiere fiel auf, dass das Originalvisum für die gesamte Gruppe wohl im Büro in Gomel geblieben war. Etliche Telefonate weiter entschied man sich, es drauf ankommen zu lassen und an der Grenze gute Miene zur schlechten Situation zu machen. Durch Unterstützung unserer weißrussischen Dolmetscherin und dem guten Willen der Grenzbeamten konnten wir schließlich mitten in der Nacht die Grenze passieren. Das Originalvisum wurde dann am nächsten Tag mit dem Zug zur Grenze geschickt.

Reisebericht Bike2Belarus – Juni 2010

Die erste Bike2Belarus Fahrt in 2010 war ein voller Erfolg. Neben 23 irischen Studenten und einigen Arbeitern aus Irland nahmen auch drei Teilnehmer aus Deutschland an der Fahrt teil. Während die irische Gruppe von Dublin über Kaunas (Litauen) per Flugzeug anreiste und dann mit dem Bus weiter nach Gomel gefahren wurde, haben die drei deutschen Teilnehmer die Fahrt per Flugzeug von Dortmund nach Kiew (Ukraine) und dann weiter mit dem PKW nach Gomel (Belarus) angetreten.

Am Sonntag, dem 20.06.2010 gegen Mitternacht traf die Gruppe sich dann im Erholungsheim Tschonki in der Nähe von Gomel. Bereits am nächsten Morgen führte die erste Fahrt mit dem Fahrrad nach Retchiza. Hier stand die Besichtigung des Dominic-Hauses und ein Konzert in dem Internat für Kinder mit Behinderung auf dem Programm.

Am Dienstag, dem 22.06.2010 ging es dann mit dem Fahrrad nach Tereshkovichi, dem Ort, an dem das neue Projekt, ein Haus vergleichbar mit dem Dominic-Haus, gestartet wurde. Als erster Arbeitseinsatz stand die Reinigung des Gebäudes auf dem Programm.

Währenddessen wurde durch die Fachleute das Gelände ausgemessen und begonnen, einen Betonzaun um das Gelände zu bauen. Bei Temperaturen um 30 °C wurde anschließend am Fluss ‚Sosch‘ angehalten und erstmal geschwommen.

Der Mittwoch wurde durch die Männer genutzt, um den Bau des Zaunes voranzutreiben. Da die weiblichen Studentinnen bereits am ersten Tag die Reinigung des Gebäudes beendet hatten, fuhren diese gemeinsam nach Choiniki an den Rand der verstrahlten Zone und besuchten das Tschernobyl-Museum.

Abends traf man sich wieder im Erholungsheim Tschonki um sich für das WM-Spiel Deutschland – Ghana bereit zu machen. Gemeinsam wurden die Schlachtrufe geübt und Schwarz-Rot-Gold aufgetragen. Dann ging es zum Restaurant ‚Alte Zeiten‘, wo gegessen wurde und gemeinsam das WM-Spiel verfolgt wurde. Aus 27 Iren und drei Deutschen wurden an diesem Abend 30 Deutsche, die etwas mit Akzent aber laut und deutlich ‚Deutschland, Deutschland, …‘ riefen.

Donnerstags stand die Besichtigung eines Babyheims in Gomel auf dem Programm. Leider kam die Bürokratie uns dazwischen und wir mussten erst die Registrierung sämtlicher Teilnehmer bei der örtlichen Polizei vornehmen. Die Kleinkinder in den Heimen haben ein festes Programm und dieser Tagesablauf lies es nicht zu, später noch die geplante Besichtigung in dem Heim zu machen.

Als Alternative wurde das Kriegsmuseum in Gomel besucht. Nachmittags ging es dann zum Anleger am Fluss ‚Sosch‘, wo ein Boot auf uns wartete. Gemeinsam mit einer Musikergruppe machten wir eine ca. dreistündige Bootsfahrt auf dem Fluss, um anschließend schwimmen zu gehen und am Ufer Schaschliki zu genießen und eine Mischung aus Fussball und Celtic-Football (vielleicht war es auch Rugby ?) und andere Spiele zu spielen.

Der Freitag stand ganz im Zeichen des weissrussichen Dorflebens. nach einer kombinierten Fahrt aus Bus- und Fahrradfahrt erreichten wir am Vormittag Makanovichi, einen kleinen Ort etwa 100 km von Gomel entfernt. Hier wurde ein staatliches Heim für psychisch kranke Menschen besichtigt und es wurden typische Dorffamilien in kleinen Gruppen besucht. Die verschiedenen dorftypischen Produkte, die probiert werden konnten, reichten von selbst gesammelten Beeren und Pilzen über Essen aus dem eigenen Garten bis zum selbstgebrannten Wodka. Nach vielen guten Erfahrungen in den Familien traf man sich zum gemeinsamen Mittagessen im Heim wieder.

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Am Samstag hieß es für die irischen Teilnehmer schon wieder die Heimreise anzutreten. Vorher wurde aber noch das Behindertenheim Vasilievka besucht, um sich von den Bewohnern zu verabschieden. Die irische Gruppe war am ersten Tag bereits in Vasilievka gewesen und hat viele gute Kontakte zu den Bewohnern geknüpft.

Gegen 12:30 ging es mit dem Bus in Richtung Kaunas, Litauen. Eine ca.16-stündige Busfahrt stand den Teilnehmern bevor. Nach Abreise der Iren haben wir die zur Verfügung stehende Zeit genutzt, um Freunde in Gomel und in Choiniki zu besuchen.

Am Montag morgen gegen 4 Uhr starteten wir in Richtung Kiew und am Montagabend waren alle Teilnehmer wieder wohlbehalten zuhause angekommen. Die Bauarbeiten sind gut vorangekommen, es waren keine Unfälle zu verzeichnen und die jungen Leute sind mit wunderbaren Eindrücken von diesem Land und insbesondere von den Menschen in diesem Land nach Hause gefahren. Viele Freundschaften über Grenzen hinweg sind entstanden und alle Teilnehmer haben diese Fahrt als eine der schönsten Erfahrungen in ihrem Leben in Erinnerung.