Neues Lager erhält unsere Flexibilität

Vor einiger Zeit wurde bekannt, dass unser bisheriges Lager für sperrige Hilfsgüter in Salzbergen zukünftig nicht mehr zur Verfügung steht. Wir machten uns deshalb auf die Suche nach neuen Möglichkeiten. Eine große Menge an sperrigen Hilfsgütern wie Krankenhausbetten, Pflegetische, Rollstühle und Rollatoren wartet auf die Abholung. Deshalb sind wir sehr froh, eine neue Lagermöglichkeit bereits gefunden zu haben.

Dies ermöglicht uns auch weiterhin sperrige Hilfsgüter anzunehmen und bis zum nächsten Hilfstransport zu lagern.

Das Haus an der Dieselstraße in Salzbergen musste wegen einem Bauprojekt der H&R abgerissen werden. Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei den Verantwortlichen der H&R für die Bereitschaft, uns in unserer Arbeit zu unterstützen. Insbesondere für die Möglichkeit zur Nutzung des Hauses in den vergangenen Jahren.

Ohne diese Unterstützung könnten wir unsere Arbeit nicht machen!

Stop für Tereshkovichi-Projekt beschlossen

Nach vielen Jahren intensiver Arbeit und ungezählten Arbeitsstunden, die in dieses Projekt geflossen sind hat der Vorstand am vierten Februar diesen Jahres nach Abwägung aller Rahmenbedingungen während der Vorstandssitzung die Beendigung des Projektes beschlossen.

Bild 1 - Tereshkovichi

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge ist die Entscheidung zustande gekommen. Weinend, weil wir über die Jahre und insbesondere im letzten Jahr sehr viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt haben und weil dieses Projekt unser ständiger Begleiter seit Gründung des Vereins war. Lachend, weil wir die begrenzten Zeitressourcen der Vorstandsmitglieder bald für andere gute Ideen nutzen können.

Bereits im letzten Jahr auf der Mitgliederversammlung stand die genaue Projektsumme fest: 300.000 € standen unter der erstmals umfassenden Kalkulation. Mit 65.000 € hatte das Projekt zusammen mit der irischen Organisation StudentAid Chernobyl vor 5 Jahren begonnen und war zu dem Zeitpunkt auch noch zu mehr als 60% finanziert.

Die Finanzkrise in Irland und die daraus resultierenden Veränderungen bei den beteiligten Personen haben damals dazu geführt, dass die Iren aus dem Projekt ausgestiegen sind. Der damalige Rückzug der Bank of Ireland aus der Finanzierung spielte natürlich auch eine große Rolle.

So haben wir seit diesen Veränderungen versucht,  dass Projekt alleine umzusetzen. Wir haben in diesen Jahren mit verschiedenen Partnerorganisationen zusammengearbeitet. Die Qualität der Kommunikation war dabei immer eine der entscheidenden Fragen für oder gegen eine weitere Zusammenarbeit. Immer wieder wurden wir vor die Frage gestellt, ob wir das Projekt weiterführen oder stoppen.

Im letzten Jahr wurde auf der Mitgliederversammlung beschlossen, die Arbeit am Projekt fortzuführen obwohl es viele Bedenken und offene Punkte gab. Entscheidender Grund war zu diesem Zeitpunkt, dass alle anstehenden Arbeiten reine Fleißarbeiten waren und kein Geld kosteten. Zu diesen Arbeiten zählte sowohl die Erstellung der Antragsunterlagen an die Stiftungen, als auch die eigentliche Stiftungsrecherche und die genaue Überprüfung und Zusammenfassung der vorliegenden Kalkulationen. Viele Fragestellungen mussten geklärt werden sowohl auf deutscher als auch auf belarussischer Seite.

Diese Arbeiten sind alle erledigt. Es liegen die Antragsunterlagen vor, die Kalkulation ist sauber und überprüft. Die Stiftungsrecherche hat stattgefunden aber leider nicht das Ergebnis gebracht, was man sich erhofft hatte. Die in Frage kommenden niederländischen Stiftungen arbeiten nur mit niederländischen Antragstellern zusammen. Bei den deutschen Stiftungen wurden nach einer Grobanalyse etwa 45 Stiftungen im Detail recherchiert. Auch hier waren leider keine wirklich passenden Kandidaten dabei, die in der Lage gewesen wären unser Projekt zu finanzieren.

Hier hätte man allerdings mit einer zweiten Recherche neue Ergebnisse bekommen können. An der Verbesserung der Kommunikation wurde im vergangenen Jahr intensiv gearbeitet. Seit Oktober letzten Jahres haben wir eine zusätzliche Ansprechpartnerin im Fond. Sie spricht deutsch und kennt unsere Projekte im Detail, weil sie uns als Dolmetscherin bei unseren vielen Reisen in den vergangenen Jahren begleitet hat.

Durch den ab dem Zeitpunkt besseren Austausch von Informationen ist uns allerdings sehr deutlich geworden, wie eingeschränkt die Ressourcen der handelnden Personen bei unserer Partnerorganisation sind. Die gesetzlichen Anforderungen an uns, Entscheidungen und Entscheidungswege in dem Projekt detailliert zu dokumentieren und für das Finanzamt nachvollziehbar darzustellen, schätzen wir als Vorstand auf Basis dieser neuen Informationen als derzeit unmöglich ein.

Bild 2 - Tereshkovichi

Aus unserer Sicht werden alle anderen Projekte und auch die Abwicklung unserer Hilfstransporte bei unserer Partnerorganisation ordentlich abgearbeitet. Wir wollen deshalb diese langjährige Zusammenarbeit nicht aufkündigen und nach neuen Partnern suchen, sondern die Projekte darauf begrenzen, was möglich und umsetzbar ist. Auch merken wir immer mal wieder, dass unsere Ressourcen manchmal an ihre Grenzen stoßen.

Wir werden uns zukünftig weiter auf unsere Hilfstransporte konzentrieren und kleinere, überschaubare Projekte anstoßen und umsetzen. Vorher ist für die Abwicklung des Projektes allerdings noch einiges an Arbeit notwendig.

Wir blicken voller Zuversicht auf die sich ergebenden Möglichkeiten, weil wir unsere Zeit in neue Ideen und Projekte investieren können.

Hilfstransport im April 2016

Transport verteilt ! Diese Meldung erreichte uns erst vor kurzem und schon sind wir wieder dabei, den nächsten LKW in Richtung Gomel zu planen.

Nachdem in den letzten Wochen innerhalb kurzer Zeit erhebliche Mengen an Kleidung und anderen Hilfsgütern bei uns eingegangen sind, haben wir den nächsten Transporttermin auf den 21. April 2016 festgelegt. Für den 23. April 2016 ist bereits eine Reise nach Belarus geplant und es bietet sich an, die Freigabe und Entladung des Transportes vor Ort zu begleiten.

Krankenhausbetten, Säuglingsbetten, Rollstühle, Rollatoren, Pflegetische und eine große Menge an Textilien und Schuhen werden mit dem LKW auf die etwa 1900 km lange Reise geschickt.

Zusätzlich zu den Hilfsgütern werden wir auch wieder die Möglichkeit haben, Privatpakete von deutschen Familien an belarussische Familien im Gomeler Gebiet mitzunehmen. Die konkreten Rahmenbedingungen dazu werden wir in den nächsten Wochen veröffentlichen. Für diejenigen, die dass Prozedere bereits kennen sei gesagt, dass keine großartigen Änderungen zu der Aktion im Oktober letzten Jahres zu verzeichnen sind.

Ein Sammeltermin wird rechtzeitig vorher festgelegt. Die bisherigen Interessenten an der Aktion werden per Email informiert.

Gegen das Vergessen

Kennen wir das nicht alle? Es geschieht eine schreckliche Katastrophe und nach einigen Wochen spricht niemand mehr davon? In den Medien ist das Interesse nach ein paar Wochen durch die ständige Aktualität der Berichterstattung schneller verdrängt als die Folgen der Unglücke überhaupt greifbar werden. Bei den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima war das nicht anders.

Wie die Folgen in der Realität aussehen, das können wir als aktiv Arbeitende am Rande der belasteten Gebiete in der Tschernobyl Region sehr gut beurteilen. Nicht aufgrund von Studien oder Statistiken, sondern aufgrund von persönlichen Erfahrungen aus fast zwanzig Jahren Reisen in diese Region. Der Kontakt mit den Menschen in den belasteten Gebieten, die  dahinter stehenden menschlichen Schicksale und Lebensgeschichten die wir während der vielen Jahre gesehen haben sprechen Bände.

Ein Grund für uns, uns auch mal mit der anderen Seite, der statistischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema zu widmen.

„5 Jahre Leben mit Fukushima – 30 Jahre Leben mit Tschernobyl“, das war der Titel des Kongresses der IPPNW (IPPNW = Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/ Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.) der Ende Februar in Berlin stattfand.

Quelle: IPPNW

Dr. Alex Rosen, Kinderarzt und Vorsitzender der deutschen IPPNW-Sektion, beschrieb in seiner Eröffnungsrede unter dem Titel „Leben mit der Bedrohung“ eindrucksvoll die Bilder, die viele von uns noch vor Augen haben als vor dreißig Jahren die Atomkatastrophe in Tschernobyl seinen Lauf nahm und vor fünf Jahren die Bilder aus Fukushima um die Welt gingen:

„Wir sind nicht bereit, zu vergessen – Den 26. April 1986: der brennende Reaktorrumpf, die hilflosen Rettungskräfte, junge Menschen aus der gesamten Sowjetunion, die mit bloßen Händen strahlende Schuttteile über das Dach des Reaktorgebäudes trugen – als menschliche Roboter, weil elektrische Geräte wegen der hohen Strahlung nicht funktionierten; die radioaktiven Wolken, die quer über Europa zogen – dem Zufall der Windrichtung folgend; Kinder mit Fehlbildungen, Menschen mit Krebs …

Wir sind nicht bereit, zu vergessen – Den 11. März 2011: Erst das Erdbeben, kurz darauf der gigantische Tsunami und dann die Meldung: „Im Atomkraftwerk Fukushima Dai-Ichi ist die Kühlung ausgefallen“. Ein Reaktor nach dem anderen explodiert – fliehende Menschen, Chaos, Verzweiflung, Babys, die mit Geigerzählern auf Strahlung untersucht werden, leere Geisterstädte, Kinder, die mit Strahlenmessgeräten zur Schule gehen oder auf ihre Schilddrüsenuntersuchung warten, Hügellandschaften aus blauen Säcken kontaminierter Erde und Menschen, die alles verloren haben und vor den Trümmern ihrer Existenz stehen.

Diese Bilder haben sich in unser Gedächtnis eingebrannt und können nicht ungeschehen gemacht werden. Sie dürfen nicht vergessen werden.“

Die Auswirkungen dieser beiden Katastrophen auf den Menschen und unsere Umwelt wurden in vielen Vorträgen und Podiumsdiskussionen thematisiert und diskutiert. Führende Wissenschaftler und Fachleute aus Deutschland, Großbritannien, Australien, Finnland, der Schweiz, den USA, Japan und Weißrussland stellten die neuesten Forschungsergebnisse vor. Die Auswirkungen der Strahlung auf die Gene, auf unsere Umwelt, auf die soziale Situation der Betroffenen in den belasteten Gebieten aber auch auf uns, die weit weg von den Unfallorten wohnen und leben wurde deutlich gemacht. Aber auch die hohen Risiken und Auswirkungen der gesamten atomaren Kette wurden intensiv beleuchtet und über Lösungen diskutiert.

Wir konnten für uns eine sehr wichtige Erkenntnis mitnehmen, nämlich dass unsere Erfahrungen über die gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastophe inzwischen in vielen Studien eindeutig nachweisbar sind.

Wir wollen in diesem Artikel keinen Kongress zusammenfassen, der ein ganzes Wochenende gedauert hat. Wir wollen hinweisen auf die vielen guten Vorträge und Präsentationen, die zum Thema auf der Webseite www.tschernobylkongress.de zum Download zur Verfügung stehen. Zusammengefaßt hat die IPPNW die Ergebnisse der vielen verschiedenen Studien im IPPNW Report „30 Jahre Leben mit Tschernobyl – 5 Jahre Leben mit Fukushima / Gesundheitliche Folgen der Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima“. Dieser ist ebenfalls auf der Webseite als Download erhältlich oder aber über diesen direkten Link www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/IPPNW_Report_T30_F5_Folgen_web.pdf.

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Es lohnt sich für alle die in diesem Gebiet tätig sind oder auch einfach nur interessiert sind, diesen Report zu lesen.